Noch zum Blogjubiläum
Esther Schulz-Goldstein
Im Gewissen jedes Einzelnen wiederspiegelt sich die Staatsform in der er lebt.
Der Antiliberalismus geht um in der Welt. Nicht nur in China, mit dem neu gewählten ‚Sohn des Himmels‘, oder in der verunglückten Demokratie russischer Oligarchen, sondern auch in der antiliberal unterfütterten jungen Demokratie Polens.
Ihre Funktionseliten leiden unter der vom Europa oktroyierten „formalistischen Verfahrensdemokratie“, in der sie nun leben müssen, die elitär, ungerecht und irgendwie nicht polnischer Wesensart entspricht.
Repräsentanten des demokratischen Gesellschaftssystems Polens, verletzen seine ungeschriebene Regeln. Aufgrund dieser vielen Regelverletzungen gewinnen sie viele Wähler und Wählerinnen, weil sie diese entlasten in der eigenen Regelverletzung.
Der neue polnische Autoritarismus der PiS wehrt sich gegen jede Bevormundung durch Gesetze weil sie selber Vormund sein möchte.
Demokraten, dem Königsberger Kant verpflichtet, nehmen die Position des Kindes ein, das behauptete, daß der Kaiser nackt sei. Kritisches Denken funktioniert so, dass es die Macht entblößt und sie auf diese Weise beschneidet. Aber was machen wir, wenn der Kaiser selbst erklärt, er sei nackt, und jeder ihn dafür verehrt?“1
Nun, der Kaiser ist nicht mehr, sondern Jaroslaw Kaczynski, dessen Zwilling die Gottesgnade auf den Wawel hinterhergetragen wurde.
Der lebende Zwilling ist nackt, weil sein, durch Projektion ihn dirigierendes, Kollektiv schamlos geworden ist. In seinen verwahrlosten Gewissensstrukturen löste sich der Topos der Verantwortung, gegenüber einem bedingungslosen Universalismus auf. Er wird gemocht vorallem auf dem Land, weil seine Adoranten mit dem Wir, ein aus dem Süden kommendes Ihr entstehen ließen und hoffen, dass der Nackte, dieses in die Wüste schickt.
Durch seine sozialen Medien geistert ein korruptes Establishment, das nur der höchsten Ebene der Gesellschaft zu dienen scheint, was den heimlichen Autokraten zu vermeintlichen Repräsentanten der einfachen Leute macht, auf der Suche nach einem neuen Vormund.
Aber eine „große Vision“ wie bei den Nazis oder den Kommunisten im 20. Jahrhundert dass ein „neuer Mensch“ erschaffen werden müsste, hat er nicht, weil die Regression in der PiS begleitet vom Primas Warschaus, lange vor die Entwicklung dieses Konzeptes reicht.
Es wird geraunt: Der Faschismus ist wieder da. Aber wo sind die Vertreter der Braun – oder Schwarzhemden? Wo ist die Schließung des Parlaments? Diese Gegenüberstellungen gehen an der Sache vorbei. Das Ganze ist das Symptom der gesellschaftlichen Regression der Mehrheit Polens, die auf immer primitivere seelische Abwehrmechanismen zurückgreift und einer davon heißt Identitätspolitik, die die Schamlosen einfordern, in der Abwehr der aufgefischten Menschen im Mittelmeer.
Deshalb besteht die Gefahr dass diese moderne Führerfigur sagt: „Okay, streichen wir die antiliberale Demokratie, jetzt habe ich das Sagen.“ So wie wir es in Russland sehen, und in China.
In dieser gegenwärtigen Regression sind wir Zeugen der Wiederkehr vieler alarmierender Merkmale des politischen Schreckens des 20. Jahrhunderts.
Wie gehen wir mit dieser veränderten Situation um?
Kann es sein, dass diese Regression eine unbewusste Antwort auf dramatische Veränderungen durch den seit Jahrzehnten von den Menschen verleugneten Klimawandel ist?
Oder ist sie die Antwort auf die digitale Revolution, die ermöglicht, dass unsere Freiheitsrechte kassiert werden könnten?
Oder ist sie die Antwort auf die Zeit, in der ein Drittel der Menschheit auf der Flucht sein wird um zu überleben?
Oder ist sie in Polen die Antwort auf die nie bearbeiteten Traumen der Teilung, des Zweiten Weltkriegs und der Ära des Kommunismus. Das, was im Haus der Geschichte in Stettin an Heilung angeboten wird ist mehr ihre materialisierte Abwehr des polnischen Heldentaumel.
Die christlichen Deuter der Welt, in der Zeit vor der Aufklärung, definierten die materielle Welt als eine „Funktion“ der geistigen Welt, die jenseits möglicher Erfahrung bzw. vorfindlicher Wirklichkeit liege. Ihre eigene Kreativität projizierten sie dort hinein und orteten sie als Quelle und Basis der materiellen Welt. Damit erschufen sie den Pankreator ein vom illusionären Potential erschaffenes spirituelles Wesen, das die Welt erschaffen haben soll.
Sie behaupteten, dass das Zentrum der Menschheit die Gesetze seien, die ebenfalls von ihm aufgestellt sein sollen. Sie drängten auf die Einhaltung der in der Bibel übergegebenen moralischen Normen, die das Schicksal Polens, der Menschheit und der ganzen Welt bestimmen. Das Ziel der Menschheit war damals, eine ideale Gesellschaft nach seinen Anweisungen aufzubauen.
In dieser polnischen Gesellschaft kam es nicht auf die sozioökonomische Struktur der Gesellschaft und ethnische Verfasstheit der Menschheit an weil die von Gott festgelegt worden sei, sondern auf die Einhaltung des von ihm übergebenen Gesetzes. Das heißt, eine christliche Gesellschaft sei eine moralische Gesellschaft, die die Ambivalenzen untereinander aufhebt, im Sinne: „Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh essen wie ein Rind, und die Schlange soll Erde essen. Sie werden nicht schaden noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR“.2 Der einzige Weg, eine solche Gesellschaft zu erschaffen, bestehe darin, dass die Kirche, das Verhalten der Menschen in Übereinstimmung mit Gottes Geboten hinbiegt, was gegebener Maßen während der Teilungszeit die polnische Identität rettete, aber heute doch reichlich antiquiert ist.
In einer solchen Gesellschaft ist das Hauptkriterium für die Bewertung des Menschen die Einhaltung moralischer Normen, die wiederum aus dem göttlichen Gesetz sich ableiten. Dieses Denken liegt wie ein Schleier über dem ländlichen Polen, das nicht erkennen will, dass, das polnische Patriarchat sich eine zu Herzen gehende Absicherung erschaffen hat, in der die Frau die Kinder gebären, in der Öffentlichkeit den Mund halten muss um den Pater Familias, ungestört durch eigene Wünsche, bewundern zu können.
Jedoch die Aufklärung, die auch Polen erreichte, betrachtet die materielle Welt als die einzige Wirklichkeit. Die Quelle dieser Welt und der Gesetze ist eine nicht zähmbare Natur. Stattdessen ist das einzig vollständig intelligente Wesen gegenüber der Naturgewalt der Mensch, der sich durch die Wissenschaft ihr nähern kann.
Nach der Aufklärung wurden die Projektionen unseres Narzissmus in die Transzendenz eingeholt und der Tod Gottes erreichte Europa, aber nicht die Polen.
Die Kirche als Verehrerin des Pankreators, rettete ihre Geschäftsgrundlage auch im Kommunismus. Die ihr damals abhanden gekommenen nunmehr weltlich eingefärbten Utopisten, gestützt auf ihre Naturgesetze, waren der Meinung, dass die Polen ihr Land verbessern sollten, um das in Moskau abgesegnete Paradies diesmal auf Erden zu errichten. Um dies zu ermöglichen, braucht es technische und kulturelle Höchstleistungen, damit dieses gesellschaftliche Ziel überhaupt erreichen werden kann. Diese Höchstleistungen wurden zum Merkmal der Angleichung an das avisierte Ideal. Dazu musste die menschliche Natur, die ethnische Differenzierung homogenisiert und die sozioökonomische Struktur der Gesellschaft in Übereinstimmung mit den wissenschaftlichen Errungenschaften deckungsgleich gemacht werden.
Die Moral wurde in diesem Koordinatensystem Werkzeug und für die Organisatoren des Paradieses auf Erden an die Bedürfnisse ihres Zieles angepasst.
Das Hauptkriterium für die Beurteilung eines Menschen, wurden seine Zugehörigkeit zum Proletariat, seine Leistungen im intellektuellen, gesellschaftspolitischen und geschäftlichen Bereich. Das polnische Bürgertum als Vertreterin der verantwortungsübernehmenden Schuldkultur wurde abgeschafft. In aller Welt entstanden polnische Gemeinschaften, sogar in der Türkei, weil es vorzog in der Fremde weiterzuleben. Die im Lande gefeierten Erfolge der Nomenklatura entfernten den „Neuen Menschen“ aus den moralischen Beschränkungen die „für gewöhnliche Menschen“ festgelegt sind. Sie wurden zum weltanschaulichen Prinzip des Kommunismus, dem alles untergebuttert wurde und verbog das Gewissen in die Richtung, der Zweck heiligt die Mittel. Nun die alte Nomenklatura wurde ausgewechselt, aber die utilitaristische Formung des Gewissens, wird auch in der neuen Funktionselite anzutreffen sein.
Ohne den höchsten Vertreter der katholischen Welt und der Solidarność wären die Potemkin’schen Dörfer nicht zusammengestürzt, nicht in Polen, nicht im gesamten Warschauer Pakt. Polen verkürzte das Siechtum im kommunistischen Lager um Jahre und bescherten Deutschland die Wiedervereinigung.
Vor 30 Jahren wurde es eine Demokratie, nur die Demokraten fehlen. Diese sind im Ausland und genießen ihre Freiheit und sehen mit Schrecken, wie das jetzige polnische Establishment zu einer Politik des 19. Jahrhunderts zurück möchte.
Der Vorsitzende der polnischen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, prangerte eine deutsche “Dominanz” in Europa an.
Der wichtigste Stratege der regierenden Rechtspopulisten sagte, dass die Stärke Europas in der Stärke seiner souveränen Staaten liege. Der Parteichef verurteilte demnach “die Situation der Dominanz, eine Situation, in der Deutschland, heute der größte Staat nach Russland in Europa, mit friedlichen Methoden Pläne verwirklicht, die er einst mit militärischen Methoden verwirklichen wollte”. Dies sei ein Weg, der in die Krise und ins Unglück führe – nicht nur für die Polen, sondern für ganz Europa. Das er damit die Katastrophe des II. Weltkrieges sehr verharmlost, sei einmal an dieser Stelle vernachlässigt, aber irgendwie hört sich das auch so an, als ob die PiS unbewusst auf der Suche nach einem verlorenen Hegemon sei.
Nun, wenn die Gefahr für den Staat aus dem Ausland droht, dann kann das Wahlkampgeklapper sein, um Wähler für die PiS zu gewinnen, die sich wie Kühe beim Gewitter um sie scharen und ihr Kreuz im richtigen Kreis auf den Wahlschein hinterlassen.
Sie kann aber auch eine fixierte Regression der Gesellschaft in die Schamkultur signalisieren, die immer einen paranoiden Mechanismus mobilisiert, um vom eigenen Regierungsversagen abzulenken. Zumal die ganze Zeit des kommunistischen Polens fixierte Schamkultur war, die sich in die Demokratie weiterschlich.
Die liberale Vertragstheorie von Hobbes bis Kant, definierte den Unterschied zwischen dem gesellschaftlichen “status naturalis” einer wilden gesetzlosen Freiheit im Naturzustand und dem “status civilis”, der rechtlich eingehegten Freiheit, die wechselseitigen Freiheitsverzicht dort fordert, wo allgemeine Interessen und öffentliche Belange einer hochentwickelten Gesellschaft berührt werden.
Wie z.B. im Fischsterben an der Oder 1922, als durch den Klimawandel ihre Temperatur sich erhöhte und ein giftiger Algenwuchs, unterstützt durch eingeleitetes Salzwasser aus der Industrie, den Fischen die Sauerstoffaufnahme verunmöglichte. Deutschland bemängelte, dass polnische Behörden die international vereinbarten Informationsketten nicht eingehalten hätten und die. Vertreter der PiS antworteten darauf wiederholt mit antideutschen Rülpsern.
Der Schamkultur entnommen ist der Begriff des „status naturalis“ und aus der bürgerlichen Schuldkultur der des „status civilis“.
Beide Kulturen sind Ausdruck einer spezifischen Gewissensentwicklung, die zu zwei unterschiedlichen Mentalitäten führen. Einmal die Schamkultur der Dörfer ohne Fehlerkultur,- das anderemal, der städtischen Schuldkultur mit Fehlerkultur. In der Letztere die Gewissensausstattung des schamkulturellen Tribalismus, in der Individuierung in die bürgerliche Verantwortungsethik integrierte.
Diese löst sich in der Regression in die Massenbildung wieder auf, die noch nicht mal eine Ansammlung von Menschen sein muss, sondern kollektive Verhaltensweisen von Menschen darstellen als Ausdruck ihrer Gefühle und Gedanken, wie z. B. das Deutschen-Bashing während des Fischsterbens
Das wertevermittelnde Weltanschauungssystem der abrahamitischen Religionen formte in seiner Bundestheologie und Übergabe des Dekalog auf dem Berg Sinai, die Gewissensstrukturen seiner Mitglieder. Er legte den Keim der Schuldkultur in der damaligen jüdischen Stammeskultur vor ungefähr dreitausend Jahren.
Alle Religionen transportieren die goldene Regel: „Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinen anderen zu“ als Basis eines empathischen Miteinanders. Sie appelliert an ein Optimum an Schamvermeidung und damit Zuwendung des Liebesobjekts und garantiert Akzeptanz aller anderen Menschen.
Jedoch das Christuskonzept der Satisfaktionstheorie Anselm von Canterbury3 in seinem Werk „Cur deus homo“wurde zentraler Kern der christlichen Erlösungslehre diesseits der Alpen. Sie transportierte den Gedanken, dass der Pankreator zur Wiederherstellung der ihm durch die Sünde der Menschen entzogenen Ehre und damit zugefügten Beschämung notwendig Mensch habe werden müssen.
Christus als Gottmensch konnte durch seinen Tod die Schuld abtragen, die außer ihm niemand hätte abtragen können um die Ambivalenz in der göttlichen Liebe mit der göttlichen Gerechtigkeit in Einklang zu bringen.
Schuld und moralische Verdammung des Menschen wurden damit zur Grundlage christlicher Theologie sowie mittelalterlicher und nachmittelalterlicher westlicher Kultur.
Auf diese Weise wurde die Kirche, zu einem Gewissensbildner, der auf den „Gottesmörder Jude“ als Projektionsfläche für seine Selbstzivilisierung angewiesen war, weil er alles auf sich sammeln musste, was im Inneren eines jeden Polen dem kirchlichen Veredlungsauftrag wiedersprach.
Dieser Sündenbockmechanismus ist vielfältig übertragbar, die Deutschen können ihn vertreten, die, unter demokratischer Flagge jetzt das erreichen möchten, was sie im Krieg nicht geschafft haben. Deshalb war es auch so schwierig, die Flugabwehrraketen zur Grenze der Ukraine aufzustellen, war man sich doch nicht sicher, ob sie nicht auch von Berlin aus, heimlich umgedreht werden könnten und auf die ehemalige Residenz der Könige von Krakau, wo der tote Zwilling thront, der da nicht hingehört.
Jedes Gewissen ist Zensor des Ich auch das polnische und lässt eigene Wünsche zu oder auch nicht. Als Vertretung aller moralischen Beschränkungen, ist es Anwalt des Strebens nach dem Guten und Schönen, kurz das, was uns von dem so genannten Höheren im Menschenleben psychologisch greifbar ist.
Es wacht gleichzeitig über die Einhaltung der 10 Gebote und findet seine reifste Ausformung in der Schuldkultur eines Rechtsstaates.
Dabei ist dessen Rechtsordnung keine Moral oder Ethik, auch wenn sie von ihr geschrieben wurde, sondern die Anerkennung der Macht des Rechtsstaates, durch die Delegation eigener Gewalt- oder Racheimpulse in sein Gewaltmonopol.
Darauf legt nun die EU so großen Wert, dass die Polen Rechtsstaat bleiben oder auch erstmal werden.
Doch Jaroslaw Kaczyński sieht in den europäischen Verlangen eine Abtrennung der Macht Polens an die EU. Nun Rechtsstaat und gemeinsame Werte der EU bedingen einander und die Erfüllung dieser condicio sine qua non öffnet den Zugang zu den Geldquellen in Brüssel. Da die condicio sine qua non von Polen nicht anerkannt wird, droht sie für Polen zu versiegen. Das wiederum bläht das paranoide Phantasma der polnischen Schamkultur in die Richtung, dass die Deutschen, mit ihrer Dominanz der EU, das sieht man schon daran, dass eine Deutsche ihr vorsitzt, das arme Polen aushungern wolle, wie einst Stalin im Holodomor der Ukrainer.
Polen hätte etwas ganz anderes verdient. Denn Polen hat die Mauer zum Einsturz gebracht und nicht Herr Gorbatschow oder Kohl. Sie haben 1683 das Heilige römische Reich deutscher Nation vor den Osmanen gerettet, weil sie es selber mit ihren Krächen untereinander fast vermasselt hätten.
Nicht das bürgerliche Ich-Ideal sondern das schamkulturelle Wir-Ideal dominiert die Gewissen-Konfiguration der polnischen Volksgemeinschaft. Da Letzteres die Homogenitätserfahrung aus der Dyade in sich trägt, ist es Anwalt des Bedürfnisses in der Herde integriert zu bleiben und deshalb auf der Suche nach einem Verantwortung tragenden Vormund wie Jaroslaw Kaczynski einer ist. Sie glauben, dass er dafür sorgen wird, dass sie ihr Gesicht in Europa nicht verlieren.
Als gesonderte Instanz im polnischen Gewissens sagt es seinem Träger, wie er sich zu verhalten hat um von Kirche geborgen zu bleiben. Das hemmt zwar seine Weiterentwicklung in Richtung Autonomie und Eigenverantwortung, denn in der polnischen Schamkultur laufen die darin eingebetteten Menschen, den Wünschen und Vorstellungen der Kirchen nach.
Die Konfrontation mit der Verletzung der im polnischen Kollektiv lagernden Ordnungssysteme, würde Empörung mobilisieren, wenn ihnen Anerkennung und die Existenzberechtigung abgesprochen würde, deshalb muss die PiS die polnische Ehre immer hochhalten und da, wo die Deutschen dazwischen gepfuscht haben, sie wieder herstellen.
Allein die Tatsache, dass die Deutschen, dass was sie im II. Weltkrieg in Polen angerichtet haben, nicht wiedergutmachen wollen, lässt sie die „Würde Polens mit Füßen treten“.
Laut einer aktuellen Umfrage unterstützte nur rund die Hälfte der Bevölkerung Polens die Warschauer Ansprüche gegenüber Berlin, die bühnengerecht am 83. Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen veröffentlicht wurden.
Seit Jahren betreibt die polnische Regierungspartei PiS mit Reparationsansprüchen gegenüber Deutschland Innenpolitik und heizt die antideutsche Stimmungen an. In der von polnischer Seite ausgestellten Rechnung zur Wiedergutmachung ist, soweit ich erinnere, nicht enthalten, die Sachwerte aus den ehemals deutschen Ostgebieten, die nach der Vertreibung zurückgelassen wurden.
Die Liste dient innenpolitischen Zwecken, denn es geht um die Wähler, die gleich einer Kuhherde im Gewitter, das über die Grenze in Richtung Poznań zieht, ihr Kreuzchen im PiS Kreis auf dem Wahlzettel hinterlassen sollen.
Ein Feind macht das alles leichter und dazu eignen sich die Deutschen am allerbesten.
Auf diese Weise kann Polen die Kehrseite ihres Heldenmythos aus dem Stettiner neuen Museum ausleben, indem es sich, wie einst Lazarus mit seinen 79 Jahre alten Wunden präsentiert. Irgendwie haben sie sich einen Opferstatus erkämpft, damit keiner auf die Idee kommt, dass sie auch Täter sein können. Im Beschwören des polnischen Heldenphantasma gibt es kein Kielce oder Jedwabne sondern nur polnische Helden, die die Schattenseiten polnischer Existenz überstrahlen, was ihnen die wissende Welt aber auch nicht abnimmt. Nur warum nennt sich in Westberlin ein Verein die polnischen Versager? „Unseresgleichen gibt es nicht viele in der Stadt. Ein paar nur, vielleicht einige zehn. Der Rest, das sind Menschen des Erfolgs, kühle und kaltblütige Spezialisten – was immer sie auch tun, das tun sie bestens.
Denen ist es nur recht so, denn sie leben in der Angst, das Schaffensmonopol, das sie für sich reklamieren, zu verlieren.
Wir sind geneigt ihren Vorrang anzuerkennen, dennoch wollen wir Schöpfer bleiben, und zwar nach unseren Möglichkeiten.“
Im Januar 2018 wurde bekannt, dass im Kreise des Clubs der Polnischen Versager beschlossen wurde, eine politische Partei mit dem Namen Polnische Partei Deutschlands (PPD) zu gründen, die proeuropäisch und antipopulistisch ausgerichtet ist und mit Humor und Satire demokratisches Denken voranbringen soll. Doch die Politik Polens, scheint zu viel der Satire zu enthalten, dass es selbst ihnen die Sprache verschlagen hat.
Berlin ist von Polen nicht allzu weit entfernt, und diese Distanz ermöglicht einen klareren Blick.
Deshalb ist Ewa Maria Slaskas seit 10 Jahren existenter Blog, eine Stimme aus der Berliner City West, die mit Humor und Intellektualität auch die Spannungen zwischen Polen und Polen und den Deutschen verstehen hilft und demokratische Samenkörner in den Köpfen versenken hilft, um Feindbilder abzubauen und einen empathischen Umgang miteinander zu ermöglichen. Dafür danke ich ihr.
1 Kremnitzer Yuval: Wir stehen vor einem Rätsel“ 31. 10. 2022, TAZ-Interview
2 Jesajas 65 Vers 25; Lutherbibel 1912
3 1033-1109 n. u. Z
danke für den,nicht zum ersten mal, sehr interesannten beitrag!
gerne mehr auch in nächste n jahren!
p.s,
(…)die sich wie die Kühe beim Gewitter um sie scharen
keine panik auf titanic!
p.s.
bussines as usual:
loionel messi macht das bankroteste land in südmerika wieder zahlungsfähig
– und schwarzes afrika kann wieder in der schlange warten;
“In dieser gegenwärtigen Regression sind wir Zeugen der Wiederkehr vieler alarmierender Merkmale des politischen Schreckens des 20. Jahrhunderts.”
Ich würde diese starken Sätze lieber über den Überfall auf die Ukraine lesen wollen. Das sind jetzt die wahren Schrecken. Natürlich haben wir alle auch mit wachsenden Nationalismen und antidemokratischen Bewegungen zu tun, aber leider nicht nur in Polen.
“Im Gewissen jedes Einzelnen wiederspiegelt sich die Staatsform in der er lebt.”
ich würde es eher als schopenhauersche die welt als wille und vorstellung, ansehen; auch die heutigen elektronischen diktaturen entstehen aus rein demoktatischen verhältissen; nur in der schweiz hatte man in europa ( halbes jahrtausend) entgegengesetzte meinung und machte eine gasse für die freiheit;
ich sage euch aber: nichts ist aufregender als der frieden! löl