Don Quijote, who comes from the VR

EMS: Look, what I found in still opened links in my computer. Did I open it and forget to close? Or did it opened itself?

John Hunt

My Joyce Project

In addition to the more obvious literary models for the protagonists of Ulysses found in the Greek Odyssey, the English Hamlet, and the Italian Divine Comedy, it may make sense to ponder also the Spanish Don Quixote. In a stray remark in Scylla and Charybdis, someone suggests that “Our national epic” will be written by drawing inspiration from this hugely influential early novel. Stephen, who has been thinking about how Shakespeare exemplifies the creative process, may well take the hint if he becomes the artist he aspires to be.

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Spaziergang im Stehen

Ewa Maria Slaska

Für Ela K., Kasia K. & Julita B.

Versuch nach Georges Perec


Georges Perec, einer der wichtigsten Schriftsteller der Französischer Literatur-Gruppe OuLiPo, und vielleicht auch einer der wichtigsten Schriftsteller der Weltliteratur nach dem 2. WK und Holocaust, ist vor allem für seine Sprachexperimente bekannt. Diesmal hat er aber einen Gehexperiment gewagt. Versuch, einen Platz in Paris zu erfassen, ist eine Probe, eine Antwort zu finden auf die ganz ungewöhnliche Frage:

Was passiert, wenn nichts passiert?

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Frauenblick auf Frauenliteratur und Frauenleben

Monika Wrzosek-Müller

Tove Ditlevsen

Drei schmale Bändchen und so viel Erfahrung, so viel Wissen über das Leben von Menschen, über sich selbst, so viel Erlebtes darin, aber vor allem so viel Sensibilität und Gefühl für Worte, Sätze, Sprache. Und ein Leben voller Brüche, Wendungen, Leid und Hoffnung. Erstaunlich, erstaunlich, dass wir/ich sie nicht schon längst entdeckt haben. „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“, so die Titel der drei Bände, erschienen zuerst 1967, dazu noch der Roman „Gesichter“, 1968 auch in Kopenhagen veröffentlicht.

Autofiktionales Schreiben, oder ist das eher biografisches Schreiben? Auf jeden Fall bringt Ditlevsen Erlebtes und Erfundenes zusammen, die Fakten, auch die sehr intimen, sind mit Fantasiesträngen durchflochten. War denn ihre Kindheit in wirklich sehr ärmlichen Verhältnissen daran schuld, dass sie psychisch labil geworden war und daran zerbrach, oder war ihr dritter Ehemann der eigentlich Schuldige? Schon als kleines Mädchen lebte sie immer in ihrer eigenen Welt, stellte sich ganz viel vor, schrieb auch ganz früh Gedichte. Sie las auch viel, doch ihren Wunsch, Schriftstellerin, Dichterin zu werden, musste sie geheim halten. Sie fragte ihren Vater: “´Was bedeutet Kummer, Vater´? Ich war bei Gorki auf dieses Wort gestoßen und liebte es. Er überlegte lange, während er über seine gezwirbelten Schnurrbartenden strich. ´Das ist ein russischer Ausdruck´, antwortete er dann. ´Es bedeutet Schmerz, Elend, Trauer. Gorki war ein großer Dichter`. Ich sagte fröhlich: ´Ich möchte auch Dichter werden`! Er runzelte die Stirn und erwiderte: ´Bild dir bloß nichts ein. Ein Mädchen kann nicht Dichter werden´. Ich zog mich gekränkt und betrübt wieder in mich selbst zurück, während meine Mutter und Edvin über meinen abstrusen Einfall lachten. Ich schwor mir, nie wieder jemand anderem meine Träume zu verraten und hielt mich meine ganze Kindheit daran.“ Doch sie kämpfte ihr Leben lang dafür und bekam auch ihren Platz in der dänischen Literaturgeschichte, im Kanon der Schullektüre.

Apropos Lesekanon: Nebenbei habe ich das gut recherchierte Buch von Nicole Seifert über den unpassenden Begriff Frauenliteratur gelesen. Erstaunlich für mich, was sie über Deutschland berichtet; nur Droste-Hülshoff hat es in den Kanon der Schullektüre geschafft, es gibt keine anderen „vorzeigbaren und würdigen“ Autorinnen. Da könnte Deutschland von seinem Nachbarland Polen viel lernen; ich bin mit so vielen Schriftstellerinnen aufgewachsen, dass ich sie gar nicht aufzählen kann. Hier nur die wichtigsten: Konopnicka, Orzeszkowa, Zapolska, Łuszczewska und natürlich die Königin der Trivialliteratur Rodziewiczówna, dann Pawlikowska-Jasnorzewska, Nałkowska. Folglich ist es wenig verwunderlich, dass gerade zwei Polinnen, Szymborska und Tokarczuk, in letzter Zeit den Nobelpreis bekommen haben.

„Schreiben heißt, sich selbst auszuliefern“, sagte Ditlevsen in einem Gespräch, “sonst ist es keine Kunst. Man kann das verschleiern, aber letzten Endes schreibt man doch immer über sich selbst.“ All die kleinen aber feinen Momente aus ihrer „Seelenbibliothek“ schrieb sie irgendwann auf, zuerst in ihr Poesiealbum, später in ihr Tagebuch; da standen alle ihre Gedichte, Gedanken und Reflexionen, die sie fleißig notierte. Sie durfte nicht aufs Gymnasium, musste eine Stelle annehmen, obwohl sie sehr gerne weiter gelernt hätte. Trotz der vielen Widerstände beharrte sie darauf, ihren Weg zu gehen, zu schreiben. Darum hat sie auch ihren ersten Mann geheiratet, der zwei Jahre älter als ihre Mutter und dreißig Jahre älter als sie selbst war – um überhaupt einmal veröffentlicht zu werden und um mehr Bildung und an etwas mehr Wohlstand zu kommen. Irgendwann wollte sie auch ein Zimmer für sich allein, zum Schreiben haben; es hätte auch eine Dachkammer ohne Heizung gewesen sein können. „´Denk immer daran, dass es Schoffeur heißt´, sagt er, ´nicht Schafför, Französisch, nicht Kopenhagenerisch´. Die Bemerkung verletzt mich, und ich gerate in Wut auf meine Herkunft, meine Unwissenheit, meine Sprache, meinen völligen Mangel an Bildung und Kultur, diese Wörter, die ich kaum kenne.“

Tove Ditlevsen wurde 1917 in Kopenhagen geboren, starb 1976, erlebte schlimme Phasen der Alkohol-, und Medikamentenabhängigkeit. Sie nahm Drogen, wozu ihr dritter Mann sie verführt hatte. Er war Arzt und gab ihr Spritzen mit Pethidin, um sie an sich zu binden. Dabei war sie zu dieser Zeit eigentlich schon eine gestandene Schriftstellerin, die viel veröffentlichte und gut davon alleine hätte leben können. Doch die Wirkung der Drogen, die sie bekam, war für sie so entlastend, sie verlor sich in Träumereien, musste an nichts mehr denken, nichts mehr machen. Die Zustände nach den Drogeninjektionen versetzten sie in ein anderes Leben, sie hatte keine Schmerzen, keine Verantwortung, keine Verpflichtungen, sie beschrieb es so: „Schlapp und fern und selig sah ich zu, wie er Kaffee trank und Helle ihren Haferbrei zubereitete. Dann verabschiedete ich ihn ebenso dösig und glücklich, doch tief in meinem vernebelten Gehirn nagte eine leise Angst“. Sie wurde vollständig drogenabhängig und landete irgendwann in der Psychiatrie, im Krankenhaus. Dort eine Entwöhnungskur, die sie sehr ehrlich beschreibt. Das Buch endet positiv, sie trennt sich von dem Mann, findet einen neuen: „Ich war von meiner jahrelangen Abhängigkeit geheilt, aber noch heute erwacht die alte Sehnsucht manchmal ganz leise in mir, wenn ich mir Blut abnehmen lasse oder an der Apotheke vorbeigehe. Sie stirbt nie ganz, solange ich lebe“.

Im wirklichen Leben verlief das etwas anders, bereits neun Jahre nach Erscheinen der autobiografischen Romane starb sie an einer Überdosis an Schlaftabletten, doch schon zwei Jahre vorher hat sie einen Suizidversuch gemacht. Die Beziehung zu ihrem letzten, ihrem vierten Mann Victor Andreasen scheint die beste und glücklichste gewesen zu sein. Trotzdem war der Mangel an Geborgenheit und Sicherheit, die unendliche Einsamkeit seit der Kindheit stärker als ihr Erfolg, der Mangel führte zu Depressionen, zur Schlaflosigkeit, sie versuchte damit zu kämpfen, indem sie immer mehr Tabletten konsumierte, immer mehr Alkohol trank und letztlich Drogen nahm; geholfen hat ihr das alles nicht. In ihren Aufzeichnungen finden wir aufschlussreiche Sätze: „Mit niemanden kann man seine heimlichsten Gedanken teilen. Mit dem Wichtigsten auf der Welt ist man allein. Es ist eine ewige Bürde und eine leise Freude, dass dich niemand dort erreicht und du niemanden hereinlässt.“

Sie fand in den Kanon der Schullektüre in Dänemark, wird auch gelesen und von jungen Leuten besprochen. Inzwischen gilt sie als Wegbereiterin für viele Autorinnen und Autoren, so für Anni Ernaux, für viele englische, aber auch deutsche Schriftstellerinnen und ihr autofiktionales Schreiben. Inwieweit das Schreiben sie befreit hat, denn sie schrieb offen und direkt über ihr Leben; was die Ursache für ihren frühzeitigen Tod war, werden wir nicht erfahren.

Znaleziony Don Kichot

Tym razem Don Kichot znaleziony w książce. Książkę ktoś u mnie w Berlinie wyciągnął z półki, przejrzał pewnie parę stron, w czasie, kiedy robiłam herbatą i odłożył, a ja ją znalazłam. Zdziwiłam się, bo miałam poczucie, że nigdy przedtem jej nie widziałam, a jak już wzięłam ją do ręki, to przeczytałam.

Don Kichot tam był, czekał na mnie od 1974 roku.

Wasza Adminka

Rozdział Biblioteka Uniwersytecka (s. 72n)

Można przeżyć życie nie kochając jak Romeo, nie rozmyślając nad sensem świata jak Hamlet, a nawet nie przyrzekając nikomu Niderlandów jak tego chciał sienkiewiczowski bohater. Można nie walczyć z wiatrakami jak Don Kichot, nie leżeć na opustoszałym polu bitwy, pod ciężkim ogromnym niebem, jak Bołkoński, a nawet nie zastanawiając się nad tym, jak trzeba żyć, jak to czynił Raskolnikow czy doktor Faust. Jednak wszystko, co się dzieje z postaciami wymyślonymi przez wielkich pisarzy, dzieje się i z nami, i w nas. Inaczej bowiem ani jedna z tych książek nie byłaby napisana i ani jedna z tych postaci nie stałaby się nam tak bliska i tak niezbędna, nie dająca się od nas odłączyć, jak odbicie w lustrze lub cień nasz, wykwitający zawsze wtedy, gdy pada na nas promień słońca. Do książek więc zwracamy się w owej ważnej chwili naszego życia, kiedy nie wystarcza nam już codzienne, zwykłe doświadczenie, pouczające o zewnętrznych właściwościach świata. Zwracamy się do książek po doświadczenie głębsze i ważniejsze, po to, by być zarazem Zagłobą i Romeem, Faustem i Don Kichotem, Olbromskim i Julianem Sorelem. Wszystko bowiem, co składa się na owych wymyślonych przez pisarza ludzi, tkwi w każdym z nas, żarzy się jak nikły promień i lada podmuch wystarczy, by wzniecić w nas wielkie pożary.

Paweł Hertz to pisarz nieco zapomniany. Więcej o nim TU.

Eine schlechte Note wegen Don Quichotte

Ewa Maria Slaska

Am 3. März kündigte ich an, dass Don Quijote nach Barataria geht, weil er dorthin gehört. Interessant, dass es nicht leicht ist, sein Lieblingsthema zu verbannen. Am Morgen des 6. März ging ich in die Stadt, um Besorgungen zu machen. Es hat geschneit, es war windig, es war kalt. Nach einer Polnischen Redewendung ist es im März wie in einem Topf. Mal heiß, mal kalt. Es war nass.

Auf einer nassen Bank lag …


Ich habe bereits zwei weitere Exemplare dieses Kinderbuchs, das in den 1950er Jahren von Erich Kästner als Teil der Reihe Nacherzählungen geschrieben wurde. Das erste habe ich von Ela Kargol bekommen, das zweite – vor kurzem! – von Tibor Jagielski, und jetzt ist das dritte eingetroffen. Illustrationen – Horst Lemke.


Es ist eine sehr schöne Geschichte, und sie beginnt so:

Meine Lieben!

Neulich fragte eine Illustrierte ihre Leser: »In welchem Zeitalter hätten Sie am liebsten gelebt?« Und die Antworten waren bunt wie ein Blumenstrauß Ein Kolonialwarenhändler aus Sehweinfurt teilte der Redaktion mit, dass er am liebsten, etwa um 500 vor Christi Geburt, ein alter Grieche gewesen wäre, und Zwar, wenn sich’s hätte einrichten lassen, Sieger bei den Olympischen Wettkämpfen. Statt mit Lorbeer ‘gekrönt’ zu sein, müsse er nun in seinem Geschäft Lorbeer in Tüten verkaufen, für fremde Suppen, und das gefalle ihm viel weniger.

Eine gewisse Frau Brinkmann aus Lübeck schrieb, schon als Konfirmandin habe sie sieh sehnlichst gewünscht, im 18. Jahrhundert gelebt zu haben, und zwar als Hofdame in Frankreich, mit weißgepuderter Frisur und in weiten seidenen Reifröcken. Dann hätte sie den schönen Marschall Moritz von Sachsen geheiratet und nicht Herrn Brinkmann. Und Paris und Versailles seien viel hübscher als Lübeck und Travemünde. Sie könne das beurteilen, denn sie habe im vorigen Jahr eine achttägige Gesellschaftsreise nach Paris mitgemacht.

So hatte ein jeder Leser seinen eignen Kopf. Einer hätte gern als schwedischer Reitergeneral im Dreißigjährigen Kriege gelebt, ein andrer als chinesischer Mandarin, ein dritter als Mundschenk der Königin Kleopatra von Ägypten. Nur Herr Pfannenstiel aus Barmen-Elberfeld schrieb:

»lch, der Endesunterfertigte, möchte Herr Pfannenstiel aus Barmen-Elberfeld, Krumme Straße 7, Vertreter für Rasierklingen, sein und bleiben. Hochachtungsvoll Ihr sehr ergebener Willibald Pf.«

Willibald Pf. war mit seinem Los zufrieden. Er war eine Ausnahme. So selten wie eine seltene Briefmarke.

Don Quichotte nun, dessen Abenteuer ich euch gleich erzählen werde, war ein armer spanischer Edelmann, der für sein Leben gern ein Ritter gewesen wäre. Ein Ritter in voller und blitzender Rüstung, mit Lanze, Schild und Schwert und auf einem feurigen Hengst. Obwohl es zu seiner Zeit, vor etwa dreihundertfünfzig Jahren, solche Ritter schon lange nicht mehr gab! Nun hätte das keinerlei Aufsehen erregt, wenn Don Quichotte seine Ritterträume hübsch für sich behalten und zu Hause im Lehnstuhl geträumt hätte. Doch so bequem machte er es sich und den anderen nicht! Er dachte nicht: Ach, wäre ich doch ein tapferer Ritter! Ach, könnte ich doch den Schwachen und Bedrängten helfen! Ach, hätte ich doch verwegene Feinde, um sie zu besiegen! Nein, er hielt gar nichts von Wäre und Könnte und Hätte! Sondern er erhob sich aus seinem Lehnstuhl, schlug mit der Faust auf den Tisch und rief blitzenden Auges: »Ich bin ein Ritter! Ich habe Feinde! Und ich werde den Schwachen helfen!« Dann holte er die eiserne Rüstung seines Urgroßvaters vom Boden, putzte und kratzte den Staub, die Spinnweben und den Rost weg, reparierte den Helm und das Visier, kletterte in die Rüstung hinein, band den Heim fest, zog sein Pferd aus dem Stall, das so dürr war wie er selber, stieg ächzend hinauf, setzte sich Zurecht und ritt davon. Die Abenteuer, die er erlebte, hat Miguel de Cervantes aufgeschrieben, und er hat in dem Buch behauptet, schuld an Don Quichottes seltsamen Taten wären die zahllosen Ritterromane gewesen, die damals Mode waren und die er allesamt gelesen hätte. Das kann schon sein. Kürzlich wurde auf einem Münchner Standesamt ein junges Paar getraut, das dreihundertsieben Wildwestfilme gesehen hatte. Sie kamen Zu Pferde, mit Colts und Lassos, in Cowboytracht, und der Standesbeamte fiel in Ohnmacht. Immerhin wussten die jungen Eheleute noch, dass sie  eigentlich Bachmayer hießen und dass der Herr Gemahl wochentags nicht über die Prärie reiten, sondern in Schwabing die Gaszähler prüfen musste. Bei Don Quichotte lag das anders. Er war beim Lesen übergeschnappt! (Na euch kann das ja nicht passieren).

Bye By Don Quichotte, ich habe deinetwegen eine schlechte Note bekommen. Lieben tue ich dich weiter. Trotzdem.

Frauenblick: Bernardine Evaristo kontra Annie Ernaux

Monika Wrzosek-Müller

Jeder kämpft um seinen Platz in der Welt; selbst die bloße Existenz beweist das. Doch in der modernen, kapitalistischen Welt ist dieser Kampf zum Sinn des Lebens geworden. Manche haben mehr Kraft, Wut, Charisma, Talent, so dass sie sich an die Spitze durchkämpfen und sich da oben dann etablieren. Das Recht des Individuums auf Eigentum, auf seinen individuellen Weg ist festgeschrieben und das wird als Erfolg gefeiert. So wundert es niemanden, dass dieser Kampf und die Karriere wichtiger werden als das Leben mit den Mitmenschen, als die Moral – umso weniger, als die Kirchen immer weniger Zulauf haben und kaum jemand sich noch als gläubig bekennt und nach religiösen Geboten lebt.

Zunehmend kämpfen auch verschiedene Teilgruppen um ihre Rechte, wahrscheinlich zurecht. Nur, müssten wir nicht immer im Kopf behalten, dass mehr Platz für mich weniger Platz für andere bedeutet – was in den laufenden Auseinandersetzungen gar nicht beachtet wird.

Für mich interessant wird es, wenn solche Kämpfe in der Literatur ausgetragen werden, wenn die Literatur gar zur Waffe des Kampfs wird.

Der erste Satz in Annie Ernauxs Rede bei der Verleihung des Nobelpreises an sie klag nach erbittertem Kampf:

j`ai écrit pour venger ma race“ – „Ich habe geschrieben, um meine Rasse zu rächen“. Was meinte sie denn damit, sie, die weiße Tochter einer weißen christlichen Mittelklassefamilie in Frankreich. Es geht nicht um ethnische Herkunft auch wenig um das Geschlecht. Viel mehr meint sie ihre „Benachteiligung“ als eine, die nicht in die Elite der herrschenden und reichen hineingeboren wurde. Und letztendlich geht es um ihren persönlichen, eigenen Kampf um den persönlichen Aufstieg. So wie ich die Bücher unserer diesjährigen Nobelpreisträgerin verstanden habe (gelesen habe ich: „Die Jahre“, „Der Platz“, „Eine Frau“), hat sie tatsächlich für sich, für ihren Platz in der Welt, in der Literaturgeschichte geschrieben. Immer wieder über sich selbst, über ihre Eltern, ihre Mutter, ihren Vater berichtet – sachlich, wenig emotional, ausführlich, auch interessant, aber nur ihre Welt fand Eingang in die Beschreibung. Auch in der gut halbstündigen Rede drehte sich alles um ihr Schreiben, ihren Weg, ihre Suche nach der geeigneten Sprache, erst ganz zum Schluss kamen allgemeinere Aussagen über die Welt um sie herum. Mich macht immer wieder diese selbstbezogene Perspektive stutzig, die Welt ausschließlich durch die eigenen Augen, aber auch durch das Prisma der eigenen Interessen zu sehen, was bei manchen Autoren fast an Narzissmus grenzt; so bei Emmanuel Carrère in seinem Buch „Yoga“, bei dem ich völlig entsetzt war, da er gerade diesen Narzissmus als den yogischen Weg kennzeichnet, wo doch das Zügeln des eigenen Ego das Hauptziel des Yogaweges sein sollte. Ist das nicht ein bisschen dürftig für große Literatur, das ständige Kreisen um sich selbst…

Ein Gegenbeispiel bot mir das Buch von Bernardine Evaristo „Mädchen, Frau, etc.“. Auf 550 Seiten beschreibt sie Schicksale und Lebenswege von 12 britischen Frauen, die alle zu den „people of colour“ gehören. Ihre Lebensläufe sind miteinander verflochten und daraus resultiert für mich die Erkenntnis der Schriftstellerin: wir sind miteinander verbunden, wir leben nicht jeder für uns allein. Die geschilderten Umstände und Ereignisse werden auch durch autobiografische Tatsachen unterbaut und unterstützt. Wenn man sich die Interviews mit der Schriftstellerin anhört, erfährt man, wie viel Parallelen es zu ihrem eigenen Leben gibt; das macht das Buch so authentisch und kraftvoll.

Es ist durchaus ein feministisches Buch, es streitet für die Rechte der „coloured“ Frauen in England. Auch wenn Sätze fallen wie: „Feminismus ist doch voll Herdennummer, hat Yazz [die Tochter der Hauptheldin] ihr erklärt, ganz ehrlich, heute ist es sogar schon durch, noch eine Frau zu sein, neulich hat bei uns an der Uni diese nicht-binäre Aktivistenperson gesprochen, M M das war der mega Eye-Opener für mich, ich denke, in Zukunft sind wir irgendwann alle nicht-binär, weder männlich noch weiblich, was ja alles sowieso nur Genderperformance ist, und das heißt dann auch, Mumsy, dass deine Frauenpolitik überflüssig wird, abgesehen davon bin ich Humanistin, das spielt sich auf einer viel höheren Ebene ab als Feminismus
Hast du davon gehört?“

Das Buch dokumentiert fast auf ethnologische Art und Weise das Leben dieser 12 Frauen, in Gesprächen, Monologen stellen sich die Frauen vor. Sie stammen aus allen Teilen der Welt; das Einzige, was sie verbindet, ist ihre dunklere Hautfarbe und, daraus folgend, ihre komplizierten Schicksale, die irgendwie zusammenhängen. Die Schriftstellerin selbst wurde in London geboren, ihr Vater stammt aus Nigeria, die Mutter war englische Grundschullehrerin, sie studierte und war am Theater tätig, inzwischen lehrt sie kreatives Schreiben an der Londoner Universität. Über die Hauptheldin, die eindeutig die Züge der Autorin trägt: „sie widmete sich ganz der Mission, sich in schwarzer Geschichte, Kultur, Politik und Feminismus weiterzubilden, entdeckte die alternativen Buchläden von London…und stöberte dort stundenlang: Geld, um sich etwas zu kaufen hatte sie nicht, las aber Home girls: A Black Feminist Anthology von vorn bis hinten durch, im Stehen und in wöchentlichen Tranchen…
Die Buchhändlerinnen schien das nicht zu stören
Als ich schließlich an einer sehr konventionellen Schauspielschule genommen wurde, da war ich lange politisiert und stellte dort alles in Frage
Als einzige Nichtweiße der Schule…“

Das Buch liefert uns aber auch ein Panorama der Zeit; da die Frauen verschiedensten gesellschaftlichen Schichten angehören, aus unterschiedlichen Familien stammen, verschiedene Berufe ausüben, erfährt man, wie sich die Beziehungen mit der Zeit verändern, wie die Probleme sich vertiefen oder auch lösen. Es ist ein Roman, der etwas sehr Warmes, Menschliches an sich hat, er erinnert uns daran, was uns zusammenhält, was wichtig für das menschliche Zusammenleben ist. Mit Humor, wirklich oft witzig und augenzwinkernd, auf keinen Fall moralisierend, schlägt auch vor, die DNA zu untersuchen, um die eigenen Identitätsprobleme zu lösen:

„als das Testpaket eintraf, gab Penelope den Anweisungen gemäß eine Speichelprobe in das Teströhrchen, schickte es mit der Post zurück…
Jüdisch, das ging noch, aber nie im Leben hätte sie damit gerechnet, Afrika in ihrer DNA zu sehen, das war der größte Schock überhaupt, der Test hielt überhaupt keine Antworten bereit, er stellte sie vor lauter neue Fragen“

Überhaupt ist das Buch so undogmatisch und ohne jegliche Ansprüche, einer Ideologie folgen zu müssen, es zeigt die ganze Ambivalenz des Lebens in der modernen Welt.

Ich kann mir den Text sehr gut als ein Bühnenstück, vorstellen; vielleicht auf einige Episoden reduziert, aber mit dieser Wucht der Authentizität und des Gelebten, direkt vorgetragen, ohne sich in die Schablonen der gerade modernen Begriffe zwingen zu lassen.

„Dr. Roland Quartey, landesweit erster Professor für Modernes Leben an der University of London
Echt jetzt? Für das ganze moderne Leben, Dad? …‘
ist das nicht, na ja, ein bisschen sehr hoch gegriffen? Musst du dafür nicht eigentlich Experte für alles sein, in einer Welt mit über sieben Milliarden Menschen und, was weiß ich, zweihundert Ländern und mehreren Sprachen und Kulturen
ist das nicht mehr so Gottes Zuständigkeitsbereich? Sag bloß, du bist neuerdings Gott, Dad? Also, so ganz offiziell? …“

So und ähnlich laufen die Gespräche, es gibt aber auch einige episch erzählte Lebensläufe, die unkonventionell und einzigartig sind. Der Roman ist wirklich wert gelesen zu werden.

Czy przemijanie jest złem – dwie książki o śmierci

Konrad

Najpierw o Zaprzeczaniu śmierci (tytuł oryginalny: The Denial of Death). Książka antropologa i psychoanalityka Ernesta Beckera. Becker w 1974 roku otrzymał za nią nagrodę Pulitzera. Jej centralna teza: w naszej podświadomości tkwi konflikt między instynktem przetrwania z jednej strony, a świadomością nieuchronności śmierci z drugiej. Konflikt ten generuje (nieuświadomiony często) lęk przed śmiercią. Podświadomość popycha nas więc ku rozwiązaniom tego konfliktu – prawdziwym lub złudnym. Ponieważ nie możemy unieśmiertelnić się biologicznie, próbujemy osiągnąć to w sferze “symbolicznej”. Zdaniem autora gros tego co robimy to właśnie takie starania – i nawet same cywilizacje są w istocie systemami, których celem jest umożliwić nam osiągnięcie wrażenia nieśmiertelności.

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Don Kichot jest wszędzie (po raz kolejny)

Ewa Maria Slaska

Uwagę tę w tytule wyrażoną tak śmiało wygłaszam raz po raz, gdy nazbiera się nowa porcja dowodów na to, że nie ma, uwierzcie mi – NIE MA, wielkiej literatury, która by się, choćby raz i mimochodem, nie odwołała do Don Kichota lub Don Kichota, lub, jak w komentarzu sugeruje Viator, do pana Kichota jako modelu. Jak tego nie czyni, nie jest wielka. Koniec, kropka.

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Emet i Met (reblog z FB)

Łukasz Szopa

Niedawno, bo kilkanaście dni temu, dałem sobie radę z Dziadami i dybukami Jarosława Kurskiego. Piszę tak świadomie – gdyż przez ¾ książki miałem niemałe problemy. Nie, nie ze stylem, kłębkiem nici przewodnich (że powiem „z niemiecka“), czy opasłością. Gdyż czyta się bardzo dobrze, wartko, płynnie.

Ale i tak – przez ponad 300 stron się z książką kłóciłem! Z początku bardziej z jej Autorem. Ale z czasem z nim jakby mniej – gdyż instynktownie czułem, że on nic za to nie może, że… książka jest jaką jest, ta historia jest jaką jest, i… robi z nim trochę co chce. A on – musi. A on – jest niemal tylko „protokolantem“, który co najwyżej próbuje dla nas, czytelników, jakoś to minimalnie spróbować ułożyć, posegregować, wytłumaczyć to i tamto… Oczywiście – niemal nadaremnie. Gdyż dla niego samego ta olbrzymia historia – to dopiero początek, namiastka kolejnych poszukiwań, odkryć, w historii, w rodzinie, wokół siebie, w sobie samym.

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Frauenblick auf Putinland

Monika Wrzosek-Müller

Putinland“ von Leonid Wolkow

Seit dem Krieg in der Ukraine versuche ich diese Aggression zu verstehen und nachzuvollziehen, wie es in Russland dazu kommen konnte, dass ein Mann, den man allgemein für eher vernünftig und eher westlich orientiert hielt, uns allen und vor allem den Ukrainern das antun konnte. Ich weiß, dass meine Mutter immer sagte (sie hat im Zweiten Weltkrieg 8 Jahre unfreiwillig in der Sowjetunion, im heutigen Kasachstan verbracht), die Russen seien eine sehr nette, für Musik und Mathematik begabte Nation, aber ungeheuerliche Chauvinisten. Das kann man schlecht als Erklärung für diese Tat stehen lassen und so lese ich rundherum, was in den Jahren in Russland passiert ist, in denen wir uns eher für alles andere interessiert haben. So kam ich auch zu diesem Buch.

Der Untertitel enthält schon eine Information über den Inhalt: Der imperiale Wahn, die russische Opposition und die Verblendung des Westens.

Die einzelnen Kapitelüberschriften geben weiteren Aufschluss:

  • Russlands „wilde Neunziger“
  • Die Errichtung der Machtvertikale
  • Widerstandsgeist und Protestbewegung
  • Bürgermeisterwahl in Moskau
  • Nach der Annexion der Krim
  • Nawalnys Präsidentschaftswahlkampf
  • Die Schlagkraft vernetzter Opposition
  • Der Giftanschlag
  • Russland überfällt die Ukraine
  • Medienmacht und Meinungsbildung
  • Angriffsziel Internet
  • Andersdenken verboten
  • Putins Oligarchen
  • Wir gehören zu Europa
  • Nach Putin: Szenarien und Hoffnungen

Der Autor Leonid Michailowitsch Wolkow, geb. 1980, war und ist ein Freund von Alexei Nawalny, für den er als IT- Experte den Wahlkampf und die Antikorruptionsstiftung organisiert hatte. Also repräsentiert er eine Stimme von innen, aus dem Bauch Russlands (er stammt aus Jekaterinburg), auch wenn er seit 2019 im Exil, in Wilna/Litauen, lebt und von dort aus die Entwicklung in Russland weiter begleitet. Das Buch wurde aus seinen Vorträgen innerhalb von drei Monaten zusammengeschrieben, das merkt man dem Text auch an, doch der Leser erfährt viel über die Entwicklung Russlands zu einer Diktatur. Nebenbei lesen wir über die oppositionelle Szene, wie sie sich entwickelte, wie sie funktionierte, was sie erreicht hat. Den Optimismus des Autors teile ich nicht, aber es ist für uns alle gut zu wissen, dass es organisierte oppositionelle Szene in Russland gibt. Wir, dabei denke ich an die Polen, wissen gut, wie lange und wie gut die Opposition damals vor der Solidarnosc-Zeit organisiert sein musste, wie viel Organisationstalent und Wissen über die Möglichkeiten des Kampfes, wieviel Ausdauer und Durchhaltevermögen es brauchte, um das Regime zu stürzen. Natürlich gab es damals kein Internet und keine entsprechenden Möglichkeiten der Vernetzung, das erleichtert jetzt vieles, vor allem die Kommunikation, ist aber nicht immer verlässlich. Der mögliche Follower brennt nicht immer wirklich und unbedingt für die Sache; ein Klick im Handy oder am Laptop bedeutet nicht, dass derjenige auch einen Beitrag leisten und entsprechend wählen geht, ganz zu schweigen von der Teilnahme an Demonstrationen und anderen Aktionen der Opposition.

Russland hat in den letzten Jahren einen massiven Ruck Richtung Mafiastaat vollzogen; Putin gleicht einem Mafiaboss und obwohl er am Anfang des Buchs als „kleine Leuchte“ beschrieben wird, konnte er dieses riesige Land total nach seiner Vorstellung umgestalten. Dasselbe erzählt in einem Interview Boris Bondarjew, ein russischer Diplomat, der sein Amt nach 20 Jahren niedergelegt hat, in der FAZ am Sonntag: „Er hat dieses Regime errichtet. Es fußt auf Korruption, und zwar auf allen Ebenen des Staates und der Gesellschaft. Alles ist auf ihn ausgerichtet. Er ist die Säule, die alles stützt. Keiner aus seinem Zirkel kann die gleiche Autorität ausüben. Ich bin mit Alexej Nawalny einer Meinung, dass man Russland als Mafiastaat beschreiben kann. Alles beruht auf informellen Beziehungen und Vereinbarungen. Ganze Ministerien oder föderale Behörden werden für Person geschaffen. Wenn Putin in den Ruhestand träte, wäre er seinem Nachfolger ausgeliefert. Er hätte keine Garantien für seine Sicherheit.“ Die Geschichte dazu erzählt das Buch; es geschah schrittweise, immer deutlicher wurden die Anzeichen, doch wir schauten nicht hin, wollten es nicht sehen. Noch klangen in unseren Ohren die verführerischen Worte wie Perestroika, Glasnost etc…, dass in Russland Gorbatschow ganz unbeliebt war, haben wir gar nicht bemerkt. Dann, als allmählich die Protestaktionen verboten wurden, später die Gouverneure nicht mehr gewählt, sondern von oben eingesetzt wurden, hat sich auch niemand besonders aufgeregt. Dann kamen die Morde an Journalisten, Politikern; die Giftanschläge und sogar die Besetzung der Krim verliefen für Putin glimpflich, das alles finden wir in dem Buch wieder. „Im Eiltempo verwandelte sich Russland von einem hybriden autoritären Regime in ein totalitäres Regime, von einer Pseudo-Demokratie in ein vollendetes faschistisches System.“ Der Schritt zum Krieg war dann ganz nah.

Der Autor liefert aber auch die Idee und den Aufbau der Organisation, die sich gegen Putin gestellt hatte; die Bildung der „Stäbe“ Nawalnys als Einheiten des Widerstands in ganz Russland und die Antikorruptionsstiftung: „Stellen wir uns die Pyramide als einen Eisberg vor, der im Meer schwimmt: die Spitze des Eisbergs ragt heraus, aber der allergrößte Teil der Eismasse befindet sich unter Wasser. Dem Kreml ist es in den vergangenen elf Jahren nicht gelungen die Protestbewegung in Russland zu vernichten.“ Aber auch horizontale Strukturen und Kommunikationsnetze wurden geschaffen, die viele Millionen Menschen verbinden.

Schön sind die Passagen über die Allmacht der Propaganda: „Der russische Fernsehzuschauer ist kein Idiot, er ist nur daran gewöhnt, in einem toxischen Informationsmilieu zu existieren. […] In der Sowjetunion gab es ein geflügeltes Wort: In der „Iswestija“ gibt es keine Wahrheit, in der „Prawda“ keine Nachrichten („Iswestija“ bedeutet Nachrichten, „Prawda“ Wahrheit- beides die wichtigsten Zeitungen Russlands). […] Und dass die neue Propaganda keinen Deut besser ist als die alte sowjetische, wissen sie auch. Das Problem ist, dass die Skrupellosigkeit und Maßlosigkeit der neuen russischen Propaganda ihr Vorstellungsvermögen schlicht übersteigt. Jeder Mensch kann nur so weit blicken, wie sein eigener Horizont reicht… Wenn heute dem russischen Fernsehzuschauer rund um die Uhr Horrorgeschichten von den blutrünstigen Nazis in der Ukraine erzählt werden, die Kinder bei lebendigem Leib auffressen, dann findet in seinem Kopf genau dieser Denkmechanismus statt. Natürlich glaubt er nicht wörtlich, was man ihm da erzählt, er weiß ja, dass er belogen wird, ein bisschen vielleicht, oder ein bisschen mehr, egal, aber doch nicht ganz und gar. Soviel er auch abzieht und herunterrechnet, am Ende bleibt ein kleiner Rest, den er glaubt. Er denkt, na gut, das mit dem Kinderfressen muss wohl stimmen, aber bestimmt nicht roh, wahrscheinlich werden sie sie vorher kochen oder wenigstens anbraten.“

Dem Ausblick in die Zukunft, die nach Putin kommen wird, widmet der Autor ein Kapitel: Szenarien und Hoffnungen. Die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass der Putinismus Putin nicht überleben wird. „Das System, das Putin errichtet hat, kann er niemandem vererben, es ist absolut personalisiert.“ Also ist die erste Möglichkeit einer Veränderung der Tod des Diktators; es wird Kämpfe um seine Nachfolge geben, ein mögliches Interregnum auch. Ein anderes Szenario wäre ein Aufstand der Eliten, seiner Oligarchen, die nicht mehr genug verdienen, also eine Palastrevolution. Die dritte Möglichkeit ist der Massenprotest, wenn der Leidensdruck zu groß wird, zu viele Soldaten sterben, ihre Mütter es nicht mehr ertragen können. Das könnte in einen Bürgerkrieg ausufern, nur, was erlaubt uns bei all den schrecklichen Szenarien optimistisch zu bleiben? Um mit Nawalny zu sprechen, „to see the bigger picture“. Für den Autor bleibt der Ukrainekrieg nicht nur ein Horror, er hat neue und einzigartige Wege eröffnet zur Lösung von alten Problemen. Der Wandel Russlands zu einer Demokratie ist durch den Krieg viel realistischer geworden. Denn es muss eine Reinigung und Neuausrichtung des Landes geben, die Aufarbeitung und Aufklärung aller Verbrechen. Russland muss seine Lektion lernen, es gibt keine andere Option und das berechtigt uns zum Optimismus. Wichtig erscheint auch dem Autor, wie die Ära Putin endet; am besten wäre, wenn er vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Hag gestellt werden könnte, dann kämen alle seine Verbrechen und Taten ans Licht, es könnte sich kein Mythos des großen russischen Helden bilden.

Leider befinden wir uns heutzutage immer noch nicht an diesem Punkt der Geschichte und viele Menschen in der Ukraine sterben, die Städte werden bombardiert und irgendwie weiß niemand, wo, wann und wie diese Geschichte enden wird.