Ten wpis już tu był rok temu. Wracam do niego, bo taki mi się wydaje ważny i piękny zarazem. / Den Beitrag gab es hier schon – genau vor einem Jahr. Ich kehre zu ihm zurück. Er war sehr wichtig und sehr sehr schön.
Inge da Silva
Weihnachten 1914. An der Front harren Millionen Soldaten in den verschlammten Schützengräben aus. Im Niemandsland zwischen den feindlichen Linien liegen die Leichen der Gefallenen, teils mit Schnee bedeckt. Am Himmel stand ein blasser Mond. Bleich. Als hätte er die Farbe angenommen der Toten, die unten, im Schlamm, im Stacheldraht, im Niemandsland lagen. Doch mit einem Mal gehen auf beiden Seiten hinter den Wällen Pappschilder hoch: “Frohe Weihnachten” steht da, und “Merry X-Mas”. Was folgt, könnte ein Weihnachtsmärchen sein, aber es hat sich mitten im Ersten Weltkrieg, wirklich so zugetragen. Nach fünf Monaten Krieg mit Hunderttausenden von Toten auf beiden Seiten bricht an der Westfront von der Nordsee bis zur Schweiz der Friede aus. “Um neun Uhr abends werden die Bäume angesteckt, und aus mehr als zweihundert Kehlen klingen die alten deutschen Weihnachtslieder”, hält ein Soldat fest. “Dann setzen wir die brennenden Bäume ganz langsam und sehr vorsichtig auf die Grabenböschung. “Weihnachten, das hatten
so viele Soldaten geglaubt, als sie im Sommer 1914 trunken vor Euphorie an die Front marschierten, Weihnachten sollte der Krieg zu Ende sein. Aber Weihnachten ging gar nichts mehr an der Westfront, die vom belgischen Nieuwpoort an der Nordsee bis zur Schweizer Grenze im Süden reichte und an der sich Deutsche auf der einen, Belgier, Franzosen und Briten auf der anderen Seite gegenüberlagen.
Ein Brite schreibt seiner Frau: “Stell dir vor: Während du zu Hause deinen Truthahn gegessen hast, plauderte ich da draußen mit den Männern, die ich ein paar Stunden vorher noch zu töten versucht hatte.” Ein anderer berichtet: “Auf beiden Seiten herrschte eine Stimmung, dass endlich Schluss sein möge. Wir litten doch alle gleichermaßen unter Läusen, Schlamm, Kälte, Ratten und Todesangst.”
“Niemals sah ich ein schöneres Bild des Friedens”
Es dauert nicht lange, und die Feinde machen sich Geschenke, singen Weihnachtslieder, spielen Fußball, veranstalten Radrennen und trinken belgisches Bier. Vor allem Sachsen, Bayern und Österreicher verstehen sich gut mit den Briten – besser als mit ihren oft so schneidigen Kameraden aus Preußen. Ein britischer Soldat steht plötzlich seinem deutschen Coiffeur aus London gegenüber, der das Gastland bei Kriegsausbruch verlassen musste. Er bekommt sofort einen neuen Schnitt. Nach fünf Monaten Krieg mit Hunderttausenden von Toten auf beiden Seiten bricht an der Westfront von der Nordsee bis zur Schweiz der Friede aus. “Um neun Uhr abends werden die Bäume angesteckt, und aus mehr als zweihundert Kehlen klingen die alten deutschen Weihnachtslieder”, hält ein Soldat fest. “Dann setzen wir die brennenden Bäume ganz langsam und sehr vorsichtig auf die Grabenböschung. “Es war wie im Stadion bei einem Fußballspiel.” Ein britischer Offizier scherzt, für den Neujahrstag sei schon ein neuer Waffenstillstand verabredet worden: “Denn die Deutschen wollen sehen, wie die Fotos geworden sind”. Als das Fest vorbei ist, feuern sich die Soldaten zunächst noch über die Köpfe, dann geht das große Schlachten weiter. Im Jahr darauf ist Weihnachten ein Tag wie jeder andere. Befehl von oben: Jeder, der mit dem Feind “Stille Nacht” singt, ist sofort zu erschießen.
Bekannt ist nur, dass diese Geschichte am 9. Januar 1915 in der britischen “North Mail” erschien. Sie ist eine von zahllosen Beschreibungen eines Ereignisses, das als “Weihnachtsfrieden” in die Geschichte eingegangen ist, als an zahlreichen Abschnitten der Westfront die Soldaten spontan die Waffen niederlegten, um gemeinsam, mitten im Krieg Weihnachten zu feiern. Belgier und Franzosen reichten Deutschen die Hände. Das passierte auch. Aber meistens waren es Briten und Deutsche, die sich freundschaftlich begegneten. Sie sangen “Stille Nacht, heilige Nacht” und “Silent night, holy night”. Sie zeigten sich Fotos von ihren Liebsten. In der Nähe des französischen Dorfes Fromelles feierten sie einen Gottesdienst. “Der Herr ist mein Hirte” sprachen sie, den 23. Psalm, in Deutsch und in Englisch.
Manchmal trafen sich alte Bekannte, der britische Restaurantgast zum Beispiel und der Deutsche, der vor dem Krieg in London als Kellner gearbeitet hat. Und es gab ein Fußballspiel zwischen Sachsen und Schotten, das nicht zuletzt deshalb ein besonderes Erlebnis war, wie ein deutscher Soldat nach Hause schrieb, weil die Männer jedes Mal in Gelächter ausbrachen, wenn ein Schotte zeigte, dass er keine Wäsche unter dem Rock trug.
Eine Episode von vielen, die sich vor allem an den Abschnitten zwischen Mesen und Nieuwkapelle abspielten. “Einen solchen Frieden von unten gab es noch nie in der Geschichte eines Krieges”, schreibt Michael Jürgs, der in seinem Buch “Der kleine Friede im Großen Krieg” das Weihnachtswunder von 1914 minutiös nachgezeichnet hat.
Die Geschichte von Frederick W. Heath wurde erst vor wenigen Monaten wieder entdeckt. 96 Jahre, nachdem sie in einer Zeitung stand. Sie ragt deshalb aus den vielen Augenzeugenberichten heraus, weil sie so viel erzählt von Gefühlen. Von Ängsten und Misstrauen und von der Sehnsucht, trotz allem, einander als Menschen zu begegnen.
Er träumte noch von zu Hause, als er an jenem Weihnachtsabend auf der feindlichen Seite plötzlich ein Licht aufflackern sah. “Ein Flackern in der Dunkelheit”, schrieb er. “Ein Licht an der feindlichen Linie zu dieser Zeit war so selten, dass ich es gleich meldete.” Doch noch während er die Nachricht weitergab, ging an der deutschen Linie ein Licht nach dem anderen an. Und dann hörte er eine Stimme, eine deutsche. Ganz nah schien sie ihm, so nah, dass er sein Gewehr schussbereit hielt. “English soldier”, rief sie, “English soldier, a merry Christmas, a merry Christmas!”
Medien berichteten über den Weihnachtsfrieden
Die Briten schwiegen. Kein Laut war zu hören, außer den Befehlen der Offiziere, still zu bleiben. Es war noch nicht lange her, da hatten deutsche Soldaten an der Westfront vorgetäuscht, sich zu ergeben. Doch als die Briten ebenfalls die Waffen senkten, kamen Deutsche aus dem Hinterhalt – und schossen. Die englische Zeitschrift “The Sphere” hatte darüber ausführlich berichtet. Wer wird an diesem Weihnachtsabend nicht daran gedacht haben?
Doch etwas anderes war größer als die Angst. “Überall an unserer Linie”, schrieb Heath, “hörte man Männer, die den Weihnachtsgruß des Feindes erwiderten. Wie konnten wir dem widerstehen, uns gegenseitig schöne Weihnachten zu wünschen?” Sie begannen, mit den Deutschen zu reden, nicht ohne die Gewehre fest in den Händen zu halten. In dieser Weihnachtsnacht, in der sie Lieder hörten aus den deutschen Schützengräben und das Pfeifen von Flöten, in der die Briten mit Lachen antworteten und Weihnachtslieder aus ihrer Heimat sangen.
Sie riefen Segenswünsche
In dieser Nacht fiel kein Schuss. In der Dämmerung, als der Himmel grau und rosa wurde, da sahen sie ihre Feinde. Unbekümmert bewegten sich die Deutschen außerhalb der Schützengräben. Heath bewunderte den Mut. Es wäre geradezu eine Einladung an die Briten gewesen, abzudrücken. Aber sie schossen nicht. Sie standen auf und riefen Segenswünsche herüber zu den Männern, mit denen sie wenige Stunden zuvor noch gekämpft hatten um Leben und Tod.
Ein Jahr danach passierte schon kein Wunder mehr.