Imperien – Imperialismus – Russland heute

Brigitte von Ungern-Sternberg

Es jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine, der Kriegszustand ist ein dauerhafter geworden mit allen Begleiterscheinungen weit über die Ukraine hinaus.

Im gedanklichen Austausch mit einem ‚Putinversteher‘ habe ich angefangen, ein paar Überlegungen anzustellen, die sich mit weiter zurück liegenden geschichtlichen Entwicklungen befassen.  

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Krieg und Panik

Der Beitrag wurde von Brigitte von Ungern-Sternberg zusammengestellt.

Deutschland liefert endlich Mal etwas mehr als alte Helme in die Ukraine. Dh. Panik wächst.

Liebe Ewa,  liebe Ela, (gemeint ist Ela Kargol – Anm.d.R.)

es gibt eine interessante ARTE Doku darüber, wie die Anrainerstaaten der Ostsee aufrüsten, um Putin ‚klare Kante‘ zu zeigen. Ihr habt sie ja vielleicht schon gesehen. 

Ich denke, Putin wird der Appetit auf weitere ‚militärische Aktionen‘ inzwischen vergangen sein, solange er sich mit der Ukraine abarbeitet. Aber man kann nie wissen.

Aus Estland bekam ich Fotos von Sandskulpturen mit aktuellem Thema, die im Sommer entstanden sind, zwei davon im Anhang.

Mit allen guten Wünschen für 2023, hoffentlich hört der Krieg bald auf!!!

Brigitte

Spaziergänge in Berlin – Mitte

Brigitte von Ungern-Sternberg

Berliner ‚Schlossfreiheit‘ und Bauakademie

Seit 1976 ist Berlin mein Wohnort und inzwischen Heimat. Wie oft war ich in Ostberlin vor der ‚Wende‘? Nicht oft: Ich besuchte das Pergamonmuseum, speiste beim ‚Gastmahl des Meeres‘ und kaufte in einer Buchhandlung Unter den Linden Bücher und Platten. Nach diesem Anfangsprogramm fiel mir zu Ostberlin nicht mehr viel ein. Dorthin fahren mit der umständlichen Voranmeldung über das Besucherbüro und dem Zwangsumtausch – wofür? Ich hatte weder Verwandte noch Freunde in Ostberlin. Auf der westlichen Seite dagegen gab es viel zu erkunden. In der Stadtmitte verblasst inzwischen allmählich das Erscheinungsbild der früheren Hauptstadt der DDR. Es wird gebaut, rekonstruiert, repariert …. es ist auch die Suche nach einer neuen Identität. Wieviel DDR darf dabei sein? Wieviel Repräsentanz von früheren geschichtlichen Orten und Gebäuden?

Das Schloss/Humboldtforum steht. Ich habe dort vor kurzem die Ausstellungsräume mit Kulturgegenständen aus Asien, Afrika und Ozeanien besichtigt in überwältigender Fülle und Qualität. Es war kein Problem, eine Eintrittskarte zu bekommen: stehen in einer kurzen Schlange vor den Ticketschaltern, eine halbe Stunde warten, keinerlei Voranmeldung im Internet. Jetzt weiß ich, was im Schloss ‚drin‘ ist und auch, dass man mehrfach hingehen muss, um die Sammlungen gebührend zu betrachten und zu bewundern.


In der unmittelbaren Nachbarschaft des Schlosses wird jetzt der Wiederaufbau der Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel in Angriff genommen. Es wurde 1836 fertig und Schinkel bezog dort eine Dienstwohnung. Die Bauakademie war außen wie innen ein überaus nobler Bau und gleichzeitig ‚progressiv‘, insofern als es ein Prototyp war für unzählige nichtkirchliche Ziegelbauten in Berlin, z.B. Schulen. Auf dem Gemälde von Friedrich Wilhelm Klose sieht man die Bauakademie am Spreekanal mit einem äußerst niedrigen Wasserstand – es war wohl ein besonders trockener Sommer. Auf der anderen Seite des Kanals befinden sich die Gebäude der ‚Schlossfreiheit‘, sie verdecken die Sicht auf das Stadtschloss dahinter. Diese ‚Schlossfreiheit‘ samt Flussbad im Spreekanal wurde abgeräumt, um dem Nationaldenkmal von Kaiser Wilhelm II Platz zu machen. Es wurde errichtet in den Jahren 1895 – 97. Die Bürgernähe der früheren preußischen Könige verschwand, es gab um das Schloss herum nunmehr kaiserlichen Abstand. Die Bauakademie hat es mit Würde ertragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bauakademie eine Ruine, das Schloss wurde gesprengt und das Nationaldenkmal abgetragen.

Auf einem Foto von 1952 steht auf dem Ort des Nationaldenkmals eine Art Galerie gekrönt von einer Taube, der Platz ist offenbar dem Frieden gewidmet. Eine neue Sinngebung für den Standort. Die Galerie samt Taube ist irgendwann wieder verschwunden. Auf der anderen Seite des Kanals sieht man auf dem Foto die Ruine der Bauakademie. Die stand noch bis in die50er Jahre, man hätte sie wieder instandsetzen können so wie die Schlossruine auch. Es gab sogar einen Plan dafür. Daraus wurde nichts, die Ruine wurde abgetragen und das Außenministerium der DDR auf dem Grundstück gebaut. Basta!

Derzeit wird eifrig auf dem Baugrund der Schlossfreiheit/ Nationaldenkmal/ DDR Friedensgalerie an dem Fundament für das ‚Einheitsdenkmal‘ gebaut. Es entsteht wieder ein Gedenkort: für das wiedervereinigte Deutschland. Und die Bauakademie? Einen Investor für ihren Wiederaufbau hat man gesucht und nicht gefunden. Auf dem Grundstück findet derzeit eine archäologische Grabung statt. Eine Bundesstiftung hat die Aufgabe für den Wiederaufbau übernommen.

Wir dürfen gespannt sein!

Angela

Brigitte von Ungern-Sternberg

Angela Merkel beschäftigt mich immer noch. Ich nahm mir ein Interview vor, das Günter Gaus mit ihr 1991 geführt hat. Da war sie noch Helmut Kohls ‚Mädchen‘. 
Dieses ‚Mädchen’ hat ihm später die Stirn geboten und aus dem Amt gejagt. Nach den Regierungsjahren mit Kanzler Schröder, ist Angela Merkel an ihren männlichen Konkurrenten vorbei ins Kanzleramt gezogen und hat dort 16 Jahre lang residiert. Sie wurde immer wieder im Amt bestätigt. Schon bemerkenswert!
Ihr Mienenspiel ist interessant und manchmal interessanter als das, was sie sagt.  Anbei eine kleine Auswahl.


Angela Merkel war eine Ossifrau im höchsten Regierungsamt. Man könnte meinen, die Ex-DDRler hätte das mit Stolz erfüllen können. Mitnichten! Die wählen lieber die AFD, wenn sie ‚konservativ‘ wählen wollen. Da steht die SPD inzwischen besser da. 
Nun ist ihre Zeit vorbei, mal sehen wie unsere nächste Regierung sein wird!?!

Großberlin und wir

Quelle: Internet

Ewa Maria Slaska

Es ist ein von meinen Lieblings-Jahrestagen: 101. Jahrestag des Entstehens / Konzipierens / Zusammenklebens von Großberlin. Das Ungetüm ist am 1. Oktober 1920 ins Leben gerufen werden. So ein Frankenstein, zusammengeklebt aus 8 Städte, 59 Dorfgemeinden und 27 Guts.
Immer benutzte ich das Entstehens des Grossstadt Berlin als Erklärung, weshalb es in Berlin 270 Friedhöfe gibt, ich glaube, es sind mehr als in jeder anderen Großstadt der Welt. Jetzt sehe ich, dass auch marode Schulen und chaotische Wahlumstände auf dieses Ereignis zurück zu führen sind. Sehr interessant.

Lese weiter: https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9F-Berlin

Brigitte von Ungern-Sternberg

Zur Wahl gehen in Berlin, das war für viele Berliner*innen  kürzlich ein Erlebnis ganz besonderer Art. 
Ich ging zu einem Wahllokal, in dem ich zuvor noch nie gewählt hatte. Nach über einer halben Stunde Warten in der Schlange kam ich in ein Winzzimmer mit zwei Kabinen. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. 
Wie ich hinterher erfuhr, kam ich damit noch ziemlich glimpflich davon. Eine Freundin wartete in einem Wahllokal in der Nähe 1,5 Stunden darauf, ihre diversen Stimmen abzugeben. 
Insgesamt herrschte das wahre Chaos in ganz Berlin.

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG gibt es dazu einen ausführlichen Kommentar, siehe beigefügter PDF.
Vorab ein kleiner Auszug, der mir gefallen hat, weil in ihm Berliner Schulen als „einstürzende Schulbauten“ beschrieben werden. Nur allzu wahr, wie ich aus eigener Anschauung bestätigen kann.

…Vor mehr als 100 Jahren entstand Groß-Berlin als Zusammenschluss von vielen selbstbewussten Orten, die einander eher skeptisch beäugten. Das hatte die Folge, dass man in Berlin bis heute meh- rere Städte zum Preis von einer bekommt, je nachdem, ob man in Köpenick, Wedding, Spandau, Pankow oder Kreuzberg unterwegs ist. Aber es hat zusammen mit vielen historischen Brüchen auch dazu geführt, dass sich viele Bezirke, der Senat und die Berliner Landesregierung die Verantwortung teilen. Eine Schule zum Beispiel: Für das, was drinnen passiert, die Lerninhalte, ist der Berliner Senat zuständig, für das, was drumherum passiert, der jeweilige Bezirk. Wenn dann die Gebäude, die in Berlin gerne “einstürzende Schulbauten” genannt werden, saniert werden sollen, sind zwölf Bezirke, drei Senatsverwaltungen und vier kommunale Schulsanierungs-GmbHs am Werk, die sich ungern dreinreden lassen. Man muss nicht Franz Kafka heißen, um sich vorzustellen, wie gut ein solcher Apparat vorankommt…

Lese auch:

Zum Tod von Mikis Theodorakis

Mikis Theodorakis (* 29. Juli 1925, † 2. September 2021]) war ein griechischer Komponist, Schriftsteller und Politiker. In seiner Heimat wird er als Volksheld verehrt. Theodorakis war einer der bekanntesten griechischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Besonders seine Filmmusiken zu Alexis Sorbas (mit Sirtaki), Z und Serpico sowie die Vertonung des Canto General nach Versen von Pablo Neruda machten ihn weltweit bekannt. Zu seinem mehr als 1000 Werke umfassenden Schaffen zählen symphonische Kompositionen und eine Vielzahl von Liedern. Darüber hinaus wurde er durch sein politisches Engagement bekannt.

Während des Zweiten Weltkriegs war er Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und kämpfte beim anschließenden Griechischen Bürgerkrieg auf Seiten der Linken, weshalb er später in einem Lager interniert und schwer gefoltert wurde. Gegen die Militärdiktatur ging er in den Widerstand und wurde festgenommen und erneut schwer gefoltert; er durfte auf internationalen Druck ausreisen und lebte bis 1974 im Pariser Exil. In den frühen 60er und in den 80er Jahren wurde Theodorakis als linker Politiker in das griechische Parlament gewählt. 1989 half er, eine große Koalition zwischen Konservativen, Sozialisten und Linken zu bilden: Erstmals seit dem Griechischen Bürgerkrieg wurden Kommunisten wieder an der Macht beteiligt. Er wurde 1990 Minister ohne Geschäftsbereich beim Premierminister in der Regierung von Konstantinos Mitsotakis. In dieser Funktion setzte er sich gegen Drogen und Terrorismus, für Kultur und Erziehung sowie für verbesserte Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei ein. Auch als er sich von der Tagespolitik zurückgezogen hatte, äußerte er sich zur aktuellen Politik: zum Kosovo-Krieg, für Palästina, gegen den Krieg im Irak.

In den Jahren der Militärdiktatur von 1967 bis 1974 galt er als Symbol des Widerstandes

Zum Tod von Mikis Theodorakis hat Brigitte ihre persönliche Erinnerung geschrieben.

Brigitte von Ungern-Sternberg

Theodorakis hat ein hohes Alter erreicht, dennoch hinterlässt sein Tod eine Leerstelle.

Ein glückliches Ereignis war das Konzert 1974 nach dem Ende der Diktatur in Griechenland.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne… dann kommt der Alltag und auch das mühsame Geschäft der Aufarbeitung wie nach dem Mauerfall, der Menschenkette in den baltischen Ländern und ähnlichen ‚Wenden‘. So auch in Griechenland.

Theodorakis ist aus der kommunistischen Partei ausgetreten, ein Sozialist ist er immer geblieben. Für seine Standhaftigkeit hat er einen hohen Preis gezahlt, jetzt ist er ein fester Bestandteil des Kulturerbes weit über Griechenland hinaus.

Maria Farantouri, berühmte Interpretin der Lieder von Theodorakis, hat in den 70-er Jahren live Lieder von Theodorakis gesungen im Programm der ‚Festlichen Tage‘ am Fuß des Kreuzbergs, eine wundervolle Stimme, die den ganzen Viktoriapark einhüllte. Ich habe ihr sehr beglückt zugehört.

Eine Schlossgeschichte

Brigitte von Ungern-Sternberg

Es ist fertig!

Das Berliner Stadtschloss/Humboldtforum!

Man kann durch die Innenhöfe spazieren und den Stilmix aus Barock und moderner Architektur in Augenschein nehmen. Einige Ausstellungsräume gibt es schon, vor allem mit Berliner Stadtgeschichte. Dort kommen auch Kinder auf ihre Kosten. Vermutlich muss man sich anmelden, um diese Ausstellungen besuchen zu können.

Zum Standort des Stadtschlosses gibt es eine lange Geschichte. Zunächst wollten die Berliner Bürger 1448 den Bau eines Schlosses verhindern. Die Doppelstadt Berlin/Cölln hatte zeitweilig den Status einer Hansestadt und wollte partout nicht die Residenz eines Kurfürsten werden. Deshalb öffneten ‚Wutbürger’ ein Wehr an der Spree und fluteten den Bauplatz, ein Versuch, die Bauarbeiten unmöglich zu machen. Den erhofften Beistand anderer Hansestädte in Brandenburg gab es nicht. Die Berliner konnten sich auf die Dauer gegen den Bauherren, den Kurfürst Friedrich II (genannt ‚Eisenzahn‘), nicht wehren und mussten sich fügen.

Das erste Schloss war ein Renaissancebau, das ersetzt wurde durch den barocken Bau von Adreas Schlüter.

Dieser barocke Nachfolgebau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt und ein Palast der Republik errichtet für einen neuen Staat, die DDR. Nach der Wiedervereinigung verschwand mit der DDR auch der Palast. Auch das war nicht unumstritten – aber die Befürworter eines kompletten Nachbaus des ‚alten‘ Schlosses von Andreas Schlüter haben gewonnen. Jetzt gibt es im Profil des Stadtpanoramas die neue Kuppel des Stadtschlosses, gekrönt von einem Kreuz – auch dieses ging nicht ohne Diskussion ab. Das Kreuz ist noch nicht zu sehen auf dem Foto mit dem Schloss, das noch im Bau war.