Esther Schulz-Goldstein
Nackte Macht + Regression = Populismus
Vortrag gehalten am 8. 9. 2017 in der Regenbogenfabrik in Berlin- Kreuzberg
Gestatten Sie mir einen Blick in die deutsche Geschichte zu werfen, um Gegenwärtiges klarer akzentuieren zu können.
Nation war in erster Linie Staatsbürgergemeinschaft, mit gleichen Rechten für gleiche Bürger, und zwar unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft. Die Frage nach der Identität der Deutschen stellte sich im 19. Jahrhundert mit großer Dringlichkeit, denn keine wusste was das war, weil bisher die Stämme der Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben und Alemannen etc. Identität erzeugt hatten. Die deutsche Sprache als Identitätsbildner schied aus, weil sie auch von Schweizern und Österreichern genutzt wurde und deshalb erschien das deutsche Blut in den Restzuckungen der Romantik im Vordergrund.
In der Reichsgründung 1871 ließ sich Wilhelm I. im prachtvollen Spiegelsaal des Schloss Versailles, dessen Deckengemälde den Sonnenkönig, als Eroberer deutscher Städte und Länder feiert, „die vom Blut aller deutschen Stämme gekittete“ (1) Kaiserkrone aufs Haupt setzen.
In der Suche nach der Identität der Staatsbürgergemeinschaft, übertrug sich das Gefühl der Stammeszugehörigkeit auf die deutsche Nation. Die, den Stämmen innewohnende Blutsverwandtschaft übertrug sich mit und wurde zur Basis des Nationalismus. Er barg in sich nunmehr das “deutsche Blut” das die Identität dieser Mehrheit als ein Familienphantasma zu bestimmen schien. Dieser Nationalismus machte ganz langsam aus polnischen, kaschubischen ukrainischen, Staatsbürgern “Untermenschen” während man die Juden im anschwellenden Antisemitismus zu Dehumanisieren begann, weil sie das “deutsche Blut” nicht teilten. Das subjektive Bekenntnis der Bürger zum “deutschen Blut” wurde das einigende Kriterium im Nationalstaat, und nicht Mentalität oder Nationalcharakter.
Dieses familiäre Phantasma war die Abwehr einer angsterzeugenden Verunsicherung der Menschen. Die Verunsicherung nagte an ihrer bisherigen Identität, die von Bräuchen, Sitten und Traditionen definiert wurde, die sich aber aufzulösen begannen.
Der nietzscheanische Kult der autonomen Persönlichkeit als auch die Psychoanalyse, die Nacktbade- und Vegetarierbewegung, der Ausdruckstanz, die charismatischen Gemeindebildungen um Stefan George, Rudolf Steiner und Sigmund Freud, führten in therapeutische Gruppenbildungen eines von seiner Freiheit damals zutiefst schockierten Individuums.
Der heutige Populismus von lateinisch populus das Volk ist eine Abwehr von Angst durch Machterwerb (2).
Angst die durch die Auswüchse der angewendeten „marktradikalen“ Theorien Milton Friedmans entstehen, weil die Schere zwischen arm und reich sich immens vergrößert.
Ängste die durch die Grenzenlosigkeit und Auflösung alter Gewissheiten in der Globalisierung entstehen. Deren “alltägliches Handeln, in den verschiedenen Dimensionen der Wirtschaft, der Information, der Ökologie, der Technik, der transkulturellen Konflikte und (der) Zivilgesellschaft […]” (3) Ängste mobilisieren, die vergleichbar mit denen des 19. Jahrhundert sind.
Die Globalisierung begann zwar schon mit der Seidenstraße, wurde aber durch die industrielle und heutige digitale Revolution extrem beschleunigt.
Die Energiekrise, die Zeitenwende im Fall der Mauer, die immense Entwertungserfahrung im Kollaps des kommunistischen Erlösungsprojektes und der Klimawandel leiteten ein -oder fixierten- eine Regression auf der ganzen Welt, die im christlichen Raum den Populismus hervor brachte. Der Terrorismus als Antwort auf ein kriegsführendes Amerika und der Nato in Afghanistan und dem vorderen Orient, ist ein weiteres Angst provozierendes Faktum.
Das menschliche Angstproblem ist jedoch “ein Knotenpunkt im Seelenleben” (4), an welchem die verschiedensten Erlösungswege ihren Ausgang nahmen und immer noch nehmen. Einer davon ist die Regression die, die miteinander in Konflikt stehende Gefühle wie Schuld und Scham mental so bewältigt, dass die daraus resultierende seelische Befindlichkeit im Betroffenen konfliktfrei bleibt und sich daraus resultierende Wohlgefühle etablieren.
Die angestrebte Konfliktfreiheit führte in den Populismus, der Harmonie und Konsens verspricht. Sehnsucht nach beidem trägt jeder Mensch in sich. Sie entfaltet sich in seinem Regressionspotential in der Massenbildung.
Abzulesen an Fußballfans in den Arenen, auch mit entsprechender Gewaltentbindung oder bei sommerlichen Musikevents in der Nacht mit brennenden Feuerzeugen. Doch diese Form der Regression hat einen Anfang und ein Ende, während der Populismus zwar einen schleichenden Anfang besitzt aber das Ende nicht absehbar und deshalb eine permanente Gefahr für die Demokratie ist.
Angestoßen wird der Populismus in Westeuropa vom herrschenden Egozentrismus. Er ist sowohl Folge der Individualisierungsforderung als auch einer auf den Markt zentrierten und deshalb beziehungszerstörerische “Arbeitsmoral”, mit Zerfall familiärer Bindungen, die regressiv den Wunsch nach Homogenität verstärkten und in eine Umarmungsdemokratie führten.
Der rechte Populismus erzeugt einen apokalyptischen Ton aus der „Untergang des Abendlandes-Angst“, wenn sie sich von – Familienphantasma sprengenden- Muslimen “überrollt” fühlen.
Inzwischen entstand daraus ein einstimmiger Gesang, innerhalb der -von dumpfer Homogenitätssehnsucht erfüllten- Westeuropäern, der durch die osteuropäische staatstragende Visegrád-Gruppe verstärkt wird (5)
Es ist eine regressive Antwort auf bedrohliches in der Gegenwart, die alle auf der Strecke gebliebenen kindlichen Wünsche nach Geborgenheit und Harmonie verlebendigen. In der Visegrád-Gruppe kommt der einst erlebte Mangel an Schutz und die Frustrationen im Zusammenbruch des Sowjetreiches hinzu. Sie mobilisierte bei den Evangelikalen millenaristische Phantasien, die der Apokalypse des Johannes entstammen.
Der Populismus wurzelt in der Schamkultur.
In der Völkerpsychologie spricht man von einer Schamkultur, wenn ihre Grenzen und Motive durch kulturelle Muster die Harmonie und Konsens garantieren aus Tradition, Brauch oder Sittlichkeit festgelegt sind. Im Westen verloren diese Muster ihre prägende Kraft, durch den Untergang der Traditionen, Bräuche und Sitten in der sich entfaltenden Freiheit des Individuums. Deshalb ist die Schamkultur in der westlichen Gesellschaft nur noch in den homogenitäts- und konsenssüchtigen Mentalitätsträgern zu finden, und beschränkt sich auf den familiären Umgang. In der Massenbildung entäußert sie sich durch aggressive Impulse, ablesbar an den Hasspredigten auf den Montags- oder Dienstagsdemonstrationen im Osten der Republik.
Im kollektivistischen Sozialismus existierte eine vom Staat institutionalisierte Kollektivkultur und damit Schamkultur, in deren Nischen sich nur Individualisierung und Schuld- bzw. Verantwortungskultur entwickeln konnte oder auch nicht.
Dodd, der diesen Begriff prägte, untersuchte 1951 die Ilias, den ältesten Text der antiken Griechen und bemerkte, dass die Griechen der stammeskulturellen Schamkultur verhaftet waren. In diesem Zusammenhang ist ihre Schamfreiheitsformel in der “Rechtfertigung des Agamemnon” aufschlussreich. Er argumentiert, nicht er sei der eigentliche Verursacher des Krieges gegen Troja gewesen, sondern Zeus, der ihm seinen Verstand geraubt habe.
Eine solche Schamfreiheitsformel kann nur von einer Gewissenskonfiguration hervorgebracht werden, die durch Schamkultur geprägt wurde.
Scham im Kollektiv versus Schuld in der bürgerlichen Gesellschaft
So herrscht in der ehemaligen DDR, der Blick der Partei, des Arbeitskollektivs, der Schiedskommission u. ä. vor, die den Regelbruch be- und verurteilten. Es herrschte die Schamfreiheitsformel: “Man kann alles tun, nur sich nicht erwischen lassen” nicht nur bezüglich des Futters für die “private Kuh oder Sau” aus den Feldern der LPG.
Jedoch in einem ertappten “Sünder” reagierten die entstehenden Schamgefühle gleich Seismographen sensibel, auf die Infragestellung seines Grundbedürfnisses nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität. Deshalb waren für ihn diese Gefühle so schwer zu ertragen und konnten der Schamabwehr zum Opfer fallen.
Der “Sünder Agamemnon” schützte sich mit seiner Schamfreiheitsformel nach dem trojanischen Krieg davor, dass sich in ihm ein Gefühl – sich im Mauseloch verstecken zu müssen – breit machen konnte.
Im Gegensatz dazu, beurteilt in einer Schuldkultur das Gewissen des “Sünders” sein Fehlverhalten. Denn die erst von seiner Familie und dann von der Gesellschaft aufgestellten Regeln und Normen internalisierte er in seiner Individuation. Diese Verinnerlichung verbietet jegliche Schamfreiheitsformel, denn in der Schuldkultur hätte Agamemnon bekennen müssen, dass er den trojanischen Krieg begonnen hat.
Der frühere Zwang der von den Blicken aus dem Kollektiv auf den heutigen Sünder einströmte, verwandelte sich in seiner Sozialisation in seinem Gewissen zu Selbstzwang. Entscheidet er sich, seine verinnerlichten Regeln und Normen zu übertreten, reagiert er mit Schuldgefühlen.
Im Okzident sollte idealerweise die Schuldkultur (6) mit dem Gewissen inhärenten „kategorischen Imperativ“ „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“ (7) dominieren, was voraussetzt, das, ein Individuum, die Stammesmentalität weit hinter sich gelassen hat.
Im „kategorischen Imperativ“ sind die Werte wie Wahrheit, Gerechtigkeit, Demokratie, Menschenrechte, Freiheit und Individualismus aufgehoben.
Diese Werte -in Normen übersetzt- würde einen potentiellen Sünder aus der Schuldkultur daran hintern einer zu werden.
Um Scham von Schuld noch deutlicher abzugrenzen, entstehen im “Sünder” bei Übertretung von Normen Gewissensangst die sich als Schuldgefühl äußert. Seine vom Gewissen ausgelöste Verlustangst meldet sich als Schamgefühl, weil es die Aufkündigung zwischenmenschlicher Bezogenheit signalisiert.
Jedoch niemals “sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben, niemals hilfloser unglücklich, als wenn wir das geliebte Objekt oder seine Liebe verloren haben“ (8), um das zu verhindern lügt der Mensch und mit der Schamfreiheitsformel belügt er sich sogar selbst.
Schuld braucht keinen Blick von außen.
Sie ist die internalisierten Ge- und Verbote gestaltete Antwort unseres Gewissens. Schuld entsteht durch Handlung oder unterlassene Handlung und mündet in der aktiven oder passiven Täterschaft. Verantwortungsübernahme setzt die Anerkennung von Schuld voraus.
Scham, Sieg und Ehre
Scham ist immer ein intersubjektives Geschehen und emotionaler Ausdruck einer interpersonalen Situation. In ihr kann man seine Ehre verlieren, die aber durch die Schamfreiheitsformel immer wieder gerettet werden soll.
Falls unser fiktiver Sünder bei einer schweren Regelübertretung ertappt wird, verliert er seine Ehre, was bei schweren Vergehen, die Ausstoßung aus der menschlichen Solidargemeinschaft in den Tod evozierte.
Unter den deutschen Stämmen war in den Einigungskriegen die Gewalt eine Antwort auf ihre Not –ein Flickenteppich zu sein- gegenüber der Macht geeinter Nationen, die es umgaben.
Im Retten der eigenen Ehre, sang man in der preußischen Volks- und späteren Kaiserhymne:
Wir alle stehen dann
Mutig für einen Mann
Kämpfen und bluten gern
Für Thron und Reich!
Zum Sieg über Frankreich gehörte 1871 zusätzlich die Demütigung der Franzosen im Spiegelsaal von Versailles, als man dort das deutsche Kaiserreich gründete. Hier zeigt sich die Quintessenz jeglicher Schamkultur: Sie ist eine Veranstaltung des Gruppennarzissmus, ein Tummelplatz der Höhenflug antretenden Zugehörigkeitssolidarität, in der die Ehre gefeiert wird.
Schamkultur schützte aber auch den Narzissmus der Franzosen, durch seine inhärente Forderung zu siegen. Die Niederlage beschämte und bedeutete den Verlust ihrer Ehre. Damit wurde der Franzosen Selbstliebe 1871 zutiefst frustriert.
Festgehalten auf der Siegessäule im Berliner Tierpark, deren Fuß als polierter roter Granit vom Triumph “arischen Blutes” (9) über das der “Welschen” erzählt. Der aus französischen Kanonen gegossene Fries, verewigte den Triumph. Er wurde nach dem II. Weltkrieg von der französischen Besatzungsmacht abgeschraubt und erst 1987 zur 750-er Jahrfeier als Beutekunst des Krieges von Präsident Mitterrand zurückgegeben. So tief saß die Demütigung.
Die Spaltung des Gewissens
Eine den Narzissmus einer Gruppe rettenden und deshalb am Sieg orientierte Moralität vertieft die Spaltung der Gewissen.
Sie bringt das Rechts des Stärkeren hervor. Es erlaubt eine illusorische Versöhnung von ethischem Anspruch und Wirklichkeit.
Deshalb verabschiedete sich der kategorische Imperativ aus den Gewissensstrukturen als am säbelrasselnden deutschen Wesen die Welt genesen sollte. Denn es begann damals zu gelten: „jeder Schuss ein Russ, jeder Stoß ein Franzos, jeder Tritt ein Britt und jeder Klaps ein Japs“. Das Volk sang:
Herrscher des Vaterlands!
Heil, Kaiser, dir!
||: Fühl in des Thrones Glanz
Die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein!
Heil Kaiser, dir! :||
Auf diese Weise begann das Volk den neuen Kaiser – mit ihren an ihn abgetretenen Narzissmus – zu verehren.
Auf dem Hintergrund des narzisstischen Höhenflugs im Spiegelsaal von Versailles reagierten die Deutschen nach dem I. Weltkrieg mit der Schamfreiheitsformel des “Versailler Schandvertrags” (10), der zu rächen war.
Gleichzeitig verstärkten sich die ausgiebig verteilten gefühlsmäßigen Bindungen des Einzelnen an die frühen elterlichen Bezugspersonen. Sie wurden einst auf den Kaiser übertragen, von Hitler eingesammelt und offenbarten eine Regression in die Stammeskultur mit der zu ihr gehörenden Schamkultur.
Das führte in einen nationalistischen Trampelpfad breittretenden Überschwang vaterländischer Gefühle. Auf ihm ging Hitler, das kaiserliche Heil auf sich vereinigend und die Massen hinter sich, “erfolgreich” weiter.
Die in der Masse versunkenen heilrufenden Volksgenossen enthüllten einen Mangel an Selbständigkeit, kritischer Denkfähigkeit und Initiative, eine unbewusste Abgleichung der Antworten, als Folge ihres kindlichen Anspruchs – nun mehr mit allen ganz harmonisch – ein Herz und eine Seele sein zu wollen (11). Das schließt aber die “Blutfremden” aus, mit denen das nicht so ohne weiteres möglich ist.
Schamfreiheitsformel und Homogenitäts-Forderung sind die jeweilige Seite einer Münze, die Nationalismus heißt.
In seiner Entfaltung entstanden Bilder der Grandiosität und wurden konstituierender Inhalt eines Größenwahns. In ihm begannen die, die keine Imperien besaßen zu träumen: Die Deutschen von einer Landesgrenze kurz vor Moskau, Mussolini vom römischen Reich, die Griechen von Byzanz.
Es war das Jahrhundert, in dem ein aggressiver Nationalismus in vielen Ländern Wurzel fasste. Es war das Jahrhundert, dass europäischen Nationen die Legitimität zu zusprechen schien, Minderheiten unterdrücken zu können.
Die Selbstidealisierung der Deutschen wurde mit „kulturexportierenden“ Trugbildern aufgefüllt:
„Deutschlands Berufung,
Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
klarer Geist und scharfer Hieb
zügeln dann aus starker Mitte
jeder Selbstsucht wilden Trieb,
und es mag am deutschen Wesen
einmal noch die Welt genesen!“ (12)
Die Sündenböcke
Doch was der Selbstsucht wilder Trieb ausrottete, war der scharfe Hieb der Projektionen. Er landete auf Personen, “die unbeliebt, leicht identifizierbar und vor allen real machtlos waren” (13) und sich deshalb zu Sündenböcken (14) eigneten. Sie wurden in den Köpfen der Projizierenden mit Macht ausgestattet und zum Inhalt ihrer Schamfreiheitsformel.
In der Psychoanalyse wird Projektion als eine seelische Operation bezeichnet, durch die der Mensch eigene Impulse, eigenes Unbewusstes und all das, was er an sich selbst nicht mag, aus sich ausschließt und auf einen anderen Mensch projiziert. Dabei geht es dem Projizierenden offenkundig immer darum, „etwas nach außen zu werfen, was in sich selbst zu erkennen oder selbst zu sein man sich weigert“ (15).
Besser ausgedrückt, Agamemnon übertrug seine Regungen auf Zeus, was ihn zum Träger seiner Schamfreiheitsformel macht und deshalb wurde Zeus zum Sündenbock Agamemnons.
Auf diese Weise lokalisiert er seine eigenen Regungen in Zeus, die ihm nach seinem angezettelten Krieg nunmehr als äußere reale Gefahr im – von ihm induzierten Irrsinn – erschien.
Geglückt ist eine Projektion, wenn es den Projizierenden gelingt, die eigene (innere) Quelle dieses Vorgangs vollkommen zu verschleiern und dem, was nunmehr real geworden zu sein scheint, volles Interesse und vollen Glauben schenken kann.
Das Ziel dieser projektiven Veräußerlichung eines ursprünglich inneren Vorgangs ist es, unliebsame eigene Tendenzen so zu behandeln, als ob sie eine von außen kommende reale Bedrohung darstellen, der man, wenn Flucht nicht möglich ist, nun entgegentritt, in dem man sie vernichtet.
Zwei Vorteile erzielt der Mensch mit seiner Schamfreiheitsformel: er wird den Anforderungen seines Gewissens gerecht und findet zugleich Gelegenheit, unter der Denkweise einer legitimen Bestrafung, die eigene aggressive Bereitschaft ausleben zu dürfen.
Der Sündenbock der Arier – der Jude oder der Zigeuner – unterlag 1935 einer wahnhaften Verzerrung im Außen.
Das Blut der deutschen Mehrheit wurde in den Nürnberger Gesetzen normiert. Sie verurteilten nicht des Sündenbocks Erniedrigung und Verfolgung. Im Gegenteil forderten sie im letzten Drittel des „Dritten Reiches“ die Auslöschung fremden Blutes und wurden auf diese Weise Matrix aller Genozide. Die Nürnberger Gesetze signalisieren den Tiefpunkt der Regression im Deutschen Reich”.
Die Wiedererrichtung einer Schuldkultur im Gewissen der Deutschen
Auf dem Nürnberger-Prozess gegen die Nazielite herrschte die Schamfreiheitsformel “Ich war’s nicht, Adolf Hitler war’s gewesen”. Sie ergriff das ganze Volk. Deshalb mobilisierten die Alliierten verstärkt durch die deutsche Opposition aus dem Exil oder den Konzentrationslagern, wieder die Verantwortungskultur. Sie bescherten dem deutschen Grundgesetz den Satz: “Die Würde des Menschen ist unantastbar”.
Deutsche Historiker, und die hartleibige deutsche Justiz unter dem Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer beantworteten nach einer 25. jährigen Schamfrist, die ethische Katastrophe im deutschen Zivilisationsbruch mit seiner Aufarbeitung und Analyse. Ihre Ergebnisse sickerten durch die Medien und Bildungseinrichtungen in die Gewissensstrukturen der nachfolgenden Generation. Sie begründeten in der Bundesrepublik ein Verantwortungsgefühl sowohl für die Folgen der Barbarei in der Elterngeneration und ließ die Frage entstehen, wie die deutsche Schamfreiheitsformel entstehen konnte.
In den letzten 70 Jahren hat sich dank der, in der Schuldkultur verankerte Europäische Union, ein identitärer Sockel friedlicher Nationalkulturen entwickelt. Ein Krieg in dieser Union ist nicht mehr vorstellbar, solange die Vertreter der Schamfreiheitsformeln, die wie dargelegt dem Sieg verpflichtet sind, in den Wahlen nicht mehrheitsfähig werden.
Im Auftauchen aus der Schamkultur verwandelte sich der Hass in Freundschaft gegenüber den „Erbfeinden“, weil nur in einer Schuld anerkennenden Kultur um Verzeihung und der Möglichkeit der Wiedergutmachung gebeten werden kann, in der ehemalige Feinde in der darauffolgenden Generation zu Freunden werden können.
Es entwickelt sich im Untergang der siegen müssenden Schammentalität eine europäische Friedenszone. In dieser Zone werden Konflikte nicht mit Gewalt, sondern durch Verhandlungen gelöst, was Schuldkultur auszeichnet.
Neue regressive Tendenzen
Schleichend begannen die regressiven Tendenzen in der Ölkrise und dem ersten “autofreien Sonntag”. Deshalb schaffte es der Begriff des Populismus 1980 in den Rechtschreibduden. Er beschreibt einen alten Wein in neuen Schläuchen und benennt eine janusköpfige Psychodynamik, die jedoch den Blutkult im gesellschaftlichen Unbewussten der Deutschen belässt. Im Populismus gibt es zwei Strömungen: Sowohl die eines durch Homogenität bestimmten Nationalismus, der in ihr die romantische und schöpferische Verbindung der wahren Deutschen und ihrer Kultur erblickt, als auch den Willen zur Macht um der Macht willen. Beide Tendenzen waren vor dreißig Jahren in der neuen populistischen Partei der Republikaner als Flügel vertreten, in der, der Eine, eine wertkonservative Agenda unterhielt und der Andere eine nationalistische Blut und Boden Romantik im Bewusstsein ihrer Befürworter, mit dem Begriff der Homogenität verschleierte. Dieser seelische Verarbeitungsmechanismus im Dienste der Angstabwehr wurde in Deutschland von den Volksparteien in ihren rechten Flügeln einst in Schach gehalten. Jedoch diese Angstabwehr begann die etablierten Parteien zu dominieren, als sie entschieden, dass nur noch in -der Mitte- die Macht im Staate gewonnen werden könne. Seit die Parteien die Themen der anderen an sich reißen, auf Visionen verzichten und eigene Konzepte, mit denen der politischen Gegner harmonisieren, verstärkten sie gleichzeitig die Anzahl der Feindbilder produzierenden Homogenitätssüchtigen, die dem politischen Gegner einst ihre Feindbilder überstülpten.
Jedoch in die Mitte eingebunden, verloren sie ihre Adressaten und deshalb wurden die eigenen ehemaligen Parteien zu ihren Gegnern, die jetzt die Reihen der “Alternative für Deutschland” auffüllen.
In ihrer neuen Heimat der AFD formulierte sie eine deutsche Mutter und viele neue Feinde, wenn auf ihrem Plakat die deutsche Kanzlerin als Miss Germany 2020 -mit Burka- die Goldschmiedegasse Eisenachs ziert. Neben ihr prangt die Burg, deren Turmkreuz durch den Halbmond ersetzt wurde. “Wartburga 500 Jahre Reformation-Toleranzwahn mit bösem Erwachen”. Weil die AFD die Fremdenfeindlichkeit ihrer Klientel ausformuliert, kann sie ihren auf Homogenität bestehenden Flügel nicht in Schach halten, wie die Causa Höcke oder Gauland belegen.
In der AFD treffen sich zwei spezifische Gruppenregression des Ostens und des Westens. In ihnen dominiert die nationale christlichen Leitkultur, obwohl in Mecklenburg oder Brandenburg von dem herbei gezwungenen Identitätsmerkmal nicht mehr gewusst wird, wie: „Kein schöner Land in dieser Zeit…“
Ein solches Identitätsmerkmal verbindet sich in der neuen Partei mit den Neonazis und der mit ihnen verwandten Gruppierungen in Dresden, Rathenow oder Köln die auf heutigen Montagsdemonstrationen “Wir sind das Volk” verkünden.
Entschuldigt wird dieser völkische Zungenschlag von Wohlmeinenden mit der seelischen Adaptionsleistung an einen Kulturschock, aus der Zeit der Wiedervereinigung.
Auf ihn antworteten einige Menschen mit regressiven Homogenitätswünschen und kreierte den Begriff des Wessis. In ihn eingewickelt ist der noch ältere Begriff des Klassenfeindes, als umgangssprachlicher Sündenbock, aus der Zeit des kollektivistischen Sozialismus
Die Homogenitätswünsche verstärkten eine fremdenfeindliche Haltung gegenüber Muslimen in der Gegend des Landes in denen keine lebten und anderswo als alle ein vertrautes Land verloren hatten ohne es verlassen zu haben.
Die Homogenitätswünsche seien der narzisstischen Kränkung geschuldet, dass ein Inhomogener das mühsam erworbene innere Gleichgewicht wieder in Frage stellen könnte, was ihn geradezu als Sündenbock prädestiniere. Natürlich hat dieser Kulturschock stattgefunden, doch er kann nicht hinreichend die Regression der Ostdeutschen in den Ausschluss des Dritten begründen
Die Hypothese der Autorin ist, dass die Kollektivkultur der Nationalsozialisten eine staatlich fixierte Regression war, die sich bis in den Untergang der DDR verlängert hatte, und erst die Opposition in ihrer friedlichen Revolution aus ihr aus brach. Der Populismus trägt die Regression weiter und poliert mit seinen Homogenitätsanspruch die neue Identität der wiedervereinigten Deutschen. Weil das eine Hauptaufgabe ist, besitzt er kein eigenes Wertesystem. Er gebraucht nicht die Macht im Dienste einer Sache, Vision oder Konzeptes. Der Populismus ist ein quer gelaufener Verarbeitungsmodus eigenen Elendes, der Zeitenwende oder allgemeiner Überforderung.
Die AFD Wähler und die nicht in dieser Partei organisierten Rechtsradikalen schaffen es nicht aus dieser Regression auszutreten.
Vordergründig scheint ein Hauptwesensmerkmal des Populismus seine Anti-Establishment-Orientierung zu sein, in der das “einfache” Volk gegen die herrschenden gesellschaftlichen und politischen Eliten oder gegen das System protestiert. In ihm kam es im schamkulturellen Sektor der deutschen Gesellschaft zu Hassausbrüchen auf die existierende Kultur, auf den Kapitalismus etc., was sich im Schwarzen Block, den Hooligans, den Identitären, den ostdeutschen Bürgerbündnissen oder Reichsbürgern zeigt.
Hass als Antwort auf die eigenen zerbrochenen oder gebrochenen Elternhäuser oder Lebensentwürfe.
Umgeleitet wird dieser Hass auf Sündenböcke, die Oberen, die Polizisten, die Richter, die Lehrer, Ärzte, Politiker oder auf die Europäische Union. Somit wurde der Sündenbockmechanismus Kern linker oder rechtsradikaler Gewalt.
Der verängstigte Zeitgeist verstärkt, durch die als schleichend angenommene „Asylkatastrophe“ (16), den Wunsch nach Homogenität.
Deutschland und die Schutzsuchenden
Kaiser Wilhelm II. verkündete auf seiner II. Orientreise in Bagdad auf einem Bankett 1898 (17): “Möge seine Majestät der Sultan und mögen die 300 Millionen Mohammedaner, welche auf der Erde zerstreut leben, in ihm ihren Kalifen verehren, dessen versichert sein, dass zu allen Zeiten der deutsche Kaiser ihr Freund sein wird”.
Dieser Satz eines deutschen Kaisers, ist heute noch festgeschrieben im kollektiven Gedächtnis der Muslime, denn er wurde der Autorin öfters auf ihren Reisen durch den Orient zitiert. Er ist in den zerschellenden islamischen Staaten ein starkes Motiv für die Flucht in Richtung Bundesrepublik und nicht nur das volle Depot des Sozialstaates innerhalb seiner Willkommenskultur.
Wie tief die Ehre eines schutzsuchenden Familienvaters attackiert wird, wenn er nicht in der Lage ist, für die Seinen durch eigene Hände Arbeit in der Fremde zu sorgen, kann sich der Fremdenhasser gar nicht vorstellen, weil er seine eigenen Versorgungswünsche auf ihn projiziert.
Deshalb wird die vertrauensvolle Zuneigung von Menschen aus den islamischen Ländern mit Hasstiraden beantwortet.
Sie führen in die Spitze des Hassberges auf Facebook. Er signalisiert in der Anonymität, die Ohnmacht der Hassenden. Weil die Hassenden sich in einem Flügel der AFD sammeln, verwandelten sie ihre Ohnmacht in Macht. Dieser neue Machtzuwachs der Ohnmächtigen erlaubt Asylsuchende zu diskriminieren und im Anlauf das Recht des Stärkeren wieder durch zu setzen.
Begründet mit: “Ich hasse nicht meine Familie, meinen Vorgesetzten, den Staat, die mir die Erfüllung meiner Wünsche verweigern. Ich hasse, die Inhomogenen, oder andere Diskriminierte, die ich als Feinde des eigenen Deutschseins wahrnehme”. Sie alle tangieren die Homogenisierungssehnsucht im fremdenfeindlichen Sektor der Gesellschaft. In ihr sammelt sich der Rückstand aus den Bewusstseinsinhalten der Nazizeit und empfiehlt den Migranten die Heimreise anzutreten, oder behauptet der Islam gehöre nicht zu Europa (18).
Deshalb drängte sie -bei uns lebende Menschen mit Migrationshintergrund- in die Rolle der Strohpuppe, wie die Mordserie der bis in den Verfassungsschutz reichenden Nationalsozialistischen Untergrund-Connection offenbart.
In dieser Form des Machterwerbs brauchen die sich Ermächtigenden, Schwache, als Inkarnation des eigenen Unglücks.
Ein solch innerseelischer Verarbeitungsmodus greift in der Bevölkerung um sich.
Dieser Verarbeitungsmodus der Angst drängt die Schutzsuchenden in die Rolle der Strohpuppe. Sie soll die Ängste der Homogenitätssüchtigen exorzieren, wenn sie ihre Unterkünfte verglühen lassen.
Deshalb propagieren sie Positionen in denen sie versprechen die “Fata Morgana einer Welt, in der sich leben lässt und in der ganz unvorstellbar ist, dass man sie aus freien Stücken verlässt” (19), wie das unsere Schutzsuchenden scheinbar getan haben.
Sie befriedigen stammeskulturelle Bedürfnisse in der Anweisung, eine Welt zu denken, die gegen ihre Entwicklung möglich wäre, “eine Welt also (…), in der Begründungen nicht benötigt, nicht gesucht, nicht einmal entbehrt werden” (20).
Dadurch befriedigt sie ein mobilisierbares archaisches Sicherheitsbedürfnis im Menschen. In ihm soll alles gleich bleiben, und keine Veränderung irritieren oder ängstigen.
Populisten stabilisieren die Verleugnung, das Leben Veränderung bedeutet oder auch Abschied und innere Not deshalb, weil man in entscheidenden Momenten die moralische Integrität nicht besaß.
Zusätzlich bedienen sie die Exklusionswünsche des kleinen Mannes gegenüber den inhomogenen “Sozialstaatsschmarotzern”, Immigranten und Asylbewerbern. Sie geben vor die politische sowie soziale Teilhaberechte nur für den kleinen deutschen Mann zu reservieren.
Möglich wurde das “wahre Volk”, oder die “Bio-Deutschen”, in die Vorstellung eines nationalen Gleichschritts ein zu binden, weil mit den Schutzsuchenden und Migranten genügend Menschen für die Äußerungen ihres Hasses übrigbleiben.
Deshalb sitzt das “wahre” Volk in einer paranoiden Wagenburg, und zwingt die Verfremdeten die Rolle der Strohpuppe zu übernehmen, um sie verbrennen zu können.
Das “wahre deutsche Volk” wird jedoch nicht die Überhand gewinnen, weil inzwischen die Mehrheit in Deutschland weiß, wohin sein Zivilisationsbruch (21) führte, der einst mit ihm begann. Die antiregressiven Institutionen in der deutschen Demokratie sind deswegen die große zivilisatorische Errungenschaft, weil sie unser – von Panik gesteuertes – destruktives Potential – den Sündenbock der Vernichtung anheim geben zu können – oder als Bereitschaft Krieg zu führen – zumindest in Europa-in Verhandlung und Vertrag sublimiert haben.
Berlin 10. 9. 2017
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Fleischhauer Jan: Fürchtet euch! Spiegel Nr. 29. S. 32
Freud S: Massenpsychologie und Ich-Analyse/Die Zukunft einer Illusion. Frankfurt a. M. Studienausgabe Bd. IX 1974
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(2) Buber Martin: Kampf um Israel; Schocken Verlag Berlin. 1933. S. 226
(3) Beck, Ulrich: Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus – Antworten auf Globalisierung, Frankfurt am Main 1999, S. 44. AYISH, Muhammad I.: Arab World Television in the Age of Globalization. An Analysis of Emerging Political, Economic, Cultural and Technological Patterns, Hamburg 2003, S. 69f.
(4) Freud Sigmund: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, Kapitel 25 „Die Angst“ Studienausgabe 1974
(5) In Visegrád wurde am 15. Februar 1991 ein Freihandelsabkommen von den damaligen Gründerstaaten Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei beschlossen, um nach dem Ende von Ostblock und Kaltem Krieg die gemeinsamen Probleme möglichst kooperativ zu lösen. Ein weiteres Treffen der Gruppe erweitert mit Slowenien fand am 6. Oktober 1991 Visegrád statt. Im November 1998 haben die damaligen Regierungen bei einem Treffen in Budapest eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit in Form von regelmäßigen halbjährlichen Treffen beschlossen die inzwischen zu einem Treffen der EU-Visegrád- Staaten geworden sind.
(6) Scham- und Verantwortungskultur sind keine absoluten Kriterien weil jede Verantwortungskultur solche schamkulturellen Elemente enthält.
(7) Kant Immanuel: § 7 Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft . in der Kritik der reinen praktischen Vernunft. S.54
(8) Freud Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur, Kapitel 2 Studienausgabe, 1974
(9)arisch Sanskrit edel
(10) Neumann Franz, Herbert Marcuse, Otto Kirchheimer Hg. Raffaele Laudani: Im Kampf gegen Nazideutschland: Die Berichte der Frankfurter Schule für den … Campus Verlag 2016, S. 223
(11) Vgl. Freud S. Fragen der Gesellschaft Ursprünge der Religion Studienausgabe Frankfurt a. M. 1976 “Der Herdentrieb” S. 109-113
(12) Geibel Immanuel 1861
(13) Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert: Sozialpsychologie. Pearson Studium. 6. Auflage 2008. S. 448
(14) Die Sündenelimination in Lev 16, 20b -22 besteht aus dem Bekennen der Sünden über dem Bock und dem Fortschicken des „lebendigen Bockes“ in die Wüste. Er stellt ein Eliminationsritual dar und dient der Sühnung für Hohenpriester und Volk sowie der Reinigung von Heiligtum und Altar. Der Ritus wird von Aron als dem Hohenpriester vollzogen. Mit Hilfe der Handauflegung wird die als „Sündenschmutz“ verstandene Schuld auf den lebendigen Bock übertragen und so „das stofflich verstandene Böse räumlich entfernt“ (Janowski, 2000, 219; vgl. Janowski / Wilhelm, 1993, 129f; Maul, 1994, 6). Anschließend wird der so mit Sünden beladene Bock in die Wüste geschickt. Durch das Wegschicken des Bocks werden die Sünden „in das abgeschnittene Land“ fortgetragen (vgl. Lev 17,7), das für den Gegensatz zum kultisch reinen Lagerbereich steht. Zitiert nach Henrike Frey-Anthes in https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/31946/
(15) Laplanche/Pontalis Lexikon der Psychoanalyse. 1972 Suhrkamp S. 406)
(16) Fleischhauer Jan: Fürchtet euch! Spiegel Nr. 29. S. 32
(17) Klever, Ulrich: Das Weltreich der Türken. Vom Steppenvolk zur modernen Nation Bayreuth 1983. S. 380
(18) Parteiprogramm der AFD zur Wahl 2017 entnommen 2.). 2017
(19) Blumenberg, Hans: Theorie der Lebenswelt, hrsg. von Manfred Sommer, Berlin 2010, S. 230
(20) Ebd., S. 235.
(21) Dan Diner Hrsg.: Zivilisationsbruch: Denken nach Auschwitz. Fischer Taschenbuch 4398, Frankfurt am Main 1988