
Von der Administratorin: Von heutigem Donnerstag her wird Joasia Rubinroth vom Zucker schreiben. Donnerstag und Zucker ergaben gemeinsam den von ihr vorgeschlagenen Titel der Reihe: Sweet Thursday. Ich freute mich sehr, als ich das hörte, weil ich das gleichnamige Buch von John Steinbeck sehr mag. Ich bin mir sogar sicher, dass wenn ich etwas an Amerika liebe, ich es eben diesen drei Steinbecks Büchern verdanke, die ich als junges Mädchen im Original las: Tortilla Flat, Cannery Row und eben Sweet Thursday.
Wonniger Donnerstag ist übrigens, laut John Steinbeck, der Tag nach dem lausigen Mittwoch (Lousy Wednesday).
Was ist aber Wonniger Donnerstag? Steinbeck beschreibt ihn im Kapitel 19.:
Schaut man zurück, so vermag man in der Regel den Tag festzustellen, an dem etwas angefangen hat, den Tag von Sarajewo, den Tag von München, den Zeitpunkt von Stalingrad oder Valley Forge. Man prägt sich Tag und Stunde mittels eines Vorfalls ein, der einem selbst zugestoßen ist. Man entsinnt sich genau, was man getan hat, als die Japaner Pearl Harbour bombardierten. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß an diesem Donnerstag sich in Cannery Row bestimmte Kräfte in Bewegung gesetzt hatten. Gewisse Ursachen und Zielrichtungen sind schon seit Generationen in Wirkung. Es gibt immer Leute, die behaupten, sie hätten deren Herannahen gespürt. Diejenigen, die sich dessen erinnern, sagen, es sei gewesen, als habe ein Erdbeben in der Luft gelegen. Es war ein Donnerstag und einer jener Tage in Monterey, an dem die Luft wie gewaschen und geputzt ist, daß man wie durch eine Linse die Häuser in Santa Cruz zwanzig Meilen über der Bucht drüben und die Rotholzbäume auf dem Berg über Watsonville sehen kann. Die Felsspitze des Frémont’s Peak jenseits Salinas hebt sich edel gegen den Osthimmel ab. Die Sonne schimmerte in goldenem Schein, und rote Geranien versengten gleichsam die sie umgebende Luft. Die Ritterspornblüten waren wie kleine Löcher im Himmel. Tage gleich diesem kommen nirgendwo viele vor. Die Menschen halten sie wert gleich seltenen Schätzen. Kleine Kinder geben grundlos Schreie wie aus Blechpfeifen von sich, und Geschäftsleute finden es plötzlich notwendig, eine Fahrt zu einem Grundstück hin zu unternehmen. Greise sitzen da, schauen in die Ferne und erinnern sich verschwommen daran, dass die sämtlichen Tage ihrer Jugendzeit so gewesen seien wie dieser. Pferde wälzen sich auf den Weiden an einem solchem Tag, und Hennen brechen in gräßliches Freudengegacker aus. Ein zauberischer Tag war dieser Donnerstag, ein Wundertag.
Eure Ewa Maria Slaska
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Joasia Rubinroth
DER SÜSSE DONNERSTAG
SWEET THURSDAY
SŁODKI CZWARTEK
In seinem Video HOW DO I LOVE MYSELF (link s.u. im PS) spricht Thích Nhất Hạnh davon, was für ein WUNDER unser Körper ist, und wie wichtig es ist, dieses Wunder, dieses Meisterstück des Kosmos, zu würdigen, und sich dieses Wunders Bewusst zu sein.
Und so entschließe ich mich: um das Wunder meines Körpers, der ein Meisterstück des Kosmos ist, zu würdigen, starte ich ein 8 – Wochen – Zucker – Entwöhnungsprogramm.
Auch wenn Zucker so wunderschön sein kann, wie diese Süssigkeiten aus Vietnam, aus Hue, der Stadt, in der Thích Nhất Hạnh am 22.01.2022 gestorben ist:

Ich bin zuckersüchtig. Unfassbar zuckersüchtig.
Ich liege stundenlang auf dem Sofa, nicht irgendeinem Sofa, auch nicht der Psychoanalytikercouch sondern auf dem wunderschönen Riesenkolonialsofa namens Maharadscha und träume von Kuchen, Torten, Eis, Milchreis, Grießbrei, von Schüsseln voller Tiramisu, von Lastwagen voller Doughnuts, die ich nicht mal mag, aber es ist egal, HAUPTSACHE SÜSS WEIL AUS ZUCKER.
Übrigens: Kolonial-sofa, also überhaupt „Kolonialmöbel“ und „Kolonialstyl“ sollten vielleicht als Begriff ausdienen… wäre es nicht treffender zu sagen Unterwerfung-Rassismus-Mord-Möbel?
Zurück zum Zucker: Wer also seinen Körper wertschätzen will, kann ihn logischerweise nicht mit Zucker vollstopfen, nur für diesen kurzen Dopamin-Kick.
In Amerika baut ein Reverend in seine Predigt den berühmten Zucker-Coca-Cola-Vergleich ein: er stellt 33 Zuckerwürfel neben einer Cola-Dose auf, um aufzuklären, wieviel Zucker eine Cola enthält. Um dann, nach dem Begräbnis des Nächsten Diabetes-Toten mit der Gemeinde den Leichenschmaus bei Donuts und Riesen-Cola-Flaschen zu begehen.
In seinem Film „Voll verzuckert“ macht der Regisseur Damon Gemeau einen Selbstversuch: 60 Tage lang 40 Teelöffel Zucker täglich essen. (die WHO empfiehlt 6 Teelöffel pro Tag). Nach 60 Tagen ist er nicht nur 8 kg schwerer – er hat eine Fettleber.
Was wird mit mir in 8 Wochen geschehen? Wird es mir gelingen, den Wolf in mir zu bändigen? (((An dieser Stelle noch eine Buchempfehlung: DER WILDE! – der Wolf ist dem meinem sehr ähnlich…)) Und was alles wird mir zum Thema Zucker so einfallen?
PS. Thích Nhất Hạnh, er ruhe in Frieden
HOW DO I LOVE MYSELF?
PPS. In Vietnam wohnen die Toten oben im Himmel, in einer Parallelwelt, und die Verbliebenen verbrennen Papier-Motorräder, Papier-Visa-Karten, Papier-Lacoste-Hemden, Papier-Handys – in dem Glauben, dass der Rauch alles zu den Verstorbenen bringt – und diese es brauchen. Auch TNH?