Metropolinnen zwischen Polen und Kudamm

Reńka & Aśka

Unser Kuckuck

REŃKA: Weil das war so:

AŚKA: Reńka, abgerackert wie der Dorfhund und erhitzt wie der Wasserkessel vor Wut, nach diesem ihren Job – der nur zum Geldverdienen da ist, und sonst zu gar nichts –

REŃKA: wo der mir schon durch die Ohren rauskommt

AŚKA: schleppt sich ins Haus, und die Pfoten schleifen ihr auf dem Boden.

REŃKA: Und Aśka, in diese ihre rosa Decke gewickelt, sitzt vor diesem ebay und das in dieser Spielzeugabteilung, als wäre sie, normal, eineinhalb.

AŚKA: Reńka, komm her, aber schnell, und guck, ich bestell uns grad eine fliegende Kuh, dass sie uns durch unsere psychodelische Küche saust. Aber Reńka platzt schwer auf das Bett, nicht mal die Schuhe zieht sie aus.

REŃKA: Aśka, du bist wohl noch in der Kita, und denkst, das Geld kommt raus aus der Wand. Wann hat dein Konto das letzte Mal Kasse gesehen, wenigstens einen mageren Cent? Du denkst wohl, du gibst nichts aus, wenn das Geld ist aus Plastik oder digital.

AŚKA: Weil Reńka sagt, ich bin eine Solipsistin, was ich nicht sehe, das gibt es nicht.

REŃKA: Und überhaupt, Aśka, worauf sitzt du da? Was versteckst du da vor mir? Ich rieche den Schweiß von Beamten, die strafende Hand der Staatsgewalt. Zeig mal, das ist doch wieder eine Rechnung, eine Mahnung, ich sehe die Schrift von dem Amt. Und Aśka,

AŚKA: mit der Miene wie ein geschlagener Hund,

REŃKA: zieht von unter ihrem Arsch,

AŚKA: einen besudelten Umschlag.

REŃKA: Das sind doch garantiert deine post-edukativen Schulden, einer von diesen deinen drei Krediten, los, mach das auf!

AŚKA: Du Reńka, du mach mir keine Angst, weil wenn ich Angst haben will, guck ich einen Horrorfilm.

REŃKA: Und Aśka glotzt auf den Umschlag, als wäre es eine Briefbombe oder radioaktiver Müll aus Tschernobyl.

AŚKA: Du Reńka, nimm das weit weg von mir und leg es auf das silberne Tablett unter den Barock-Spiegel, damit es sich nicht verliert, wenn ich mich dran gewöhnt hab, öffne ich das.

REŃKA: Aśka, guck endlich der Realität in ihr aufgedunsenes Gesicht! Das ist doch ein hyper-offizieller Brief. Und wenn du nicht zahlst, schicken die uns den Kuckuck ins Haus!

AŚKA: Du Reńka, gleich explodiere ich von innen. Selber nur „und“ und „aber“ verstehst du doch von diesem ihrem Steuerbrief.

REŃKA: Und Aśka fliegt durchs Internet als hätte sie eine dritte Hand, und bestellt

AŚKA: eine Trockenhaube und eine Kabeltrommel gleich dazu,

REŃKA: weil Aśkas Fön hat sich verloren,

AŚKA: und seit fünf Jahren schon niemand ihn gesichtet hat.

REŃKA: Aber irgendwie juckt sie Aśka doch, diese amtliche Schrift, und man sieht, wie sie denkt, normal, wie die Synapsen ihr im Gehirn glühen, und eine neue Idee in ihrem Kopf sich gebiert.

AŚKA: Komm wir schreiben, wie damals an die Polizei, wo ich über das rote Licht gefahren bin, dass ich so Durchfall hatte, dass ich mich beeilt hab zu diesem Klo in unserem Haus. Und damit hängen wir sie ab.

REŃKA: Du Aśka, mit dieser Nummer kommst du nicht mehr durch. Solche Nudeln um die Ohren kannst du wickeln der Polizei, aber nicht diesem ihren Amt.

AŚKA: Dann nehme ich einen Spaten, wir graben ein Loch im Hof, richten aus ein Begräbnis und begraben diesen Brief. Ich mach das auch mit grosser Facon, mit allen Schikanen, auf top-katholisch, extra für dich.

Aber Reńkas Augenlid zittert,

REŃKA: weil wenn ich mich nerve habe ich so ein Tick.

AŚKA: Und Reńka schmiert zum Kühlschrank, weil sie ist doch so dünn, dass auf Stress sie essen muss, macht die Tür auf, und dort:

REŃKA: Leere, nur Licht. Ein Stück verreckter Käse und Butter, aber nicht zum Brot – sondern Aśkas Body-Creme, damit sie länger bleibt wie ein Babyarsch glatt.
Soll ich uns jetzt Suppe kochen aus deiner fliegenden Kuh aus dem Plastik-Land? Oder sollen wir in der Badewanne alte Brötchen aufweichen und essen den ganzen Monat lang?

AŚKA: Und Reńka nervt sich, aber wie, auf maximal.

REŃKA: Hör zu, die Schutzzeit für Esel ist vorbei: es gibt doch Arbeitskraftmangel in diesem deutschen Land, in einem Büro gleich stellst du dich ein, da gibt es viele bunte Klebezettel, in rosa, gelb, und sogar leuchtend grün, die die du so magst, und wenn wer anruft kannst du erotisch ins Telefon säuseln

AŚKA: „Hallo“.

REŃKA: Dann kommt kein Kuckuck mehr ins Haus, und du kannst alles kaufen, das ganze Ebayland!

REŃKA: Aber Aśka weiß Bescheid:

AŚKA: Ich kenne dieses ihr Spiel, da spiele ich nicht mit, du schuftest 40h die Woche, und leisten kannst du dir ein Brötchen mit Senf, und damit du dir zu dem Brötchen ein Würstchen kaufen kannst, muss dir dazuzahlen dieses ihre soziale Amt. Und Reńka zerhackts,

REŃKA: weil, da ist doch was dran.

AŚKA: Und Reńka will sich einrollen und schlafen wie ein Bär unter dem nächsten Baum. Und Aśka liest in Reńkas Gesicht, was in ihm steht mit Druckbuchstaben: KRISE. Auf einmal klopft es an die Tür, aber wie, als würde jemand in die Trommel schlagen. Und auf Reńka fällt die blasse Angst.

REŃKA: Aśka, das ist garantiert der nächste Brief von dieser ihrer Gerechtigkeit. Und Aśka rennt in ihr Schmuddelbett und brüllt:

AŚKA: Reńka, mach nicht auf, das ist der Kuckuck, er kommt uns ins Haus. Aber Reńka will nicht leben

REŃKA: an so einem Gesellschaftsrand,

AŚKA: und macht, mit geschlossenen Augen, die Tür auf.

REŃKA: Und dort – ein unschädlicher Postmann, bringt die fliegende Kuh aus diesem Aśkas liebsten-ebay-Land. Und Aśka rauscht aus ihrem Zimmer

AŚKA: und schon fliegt eine Kuh durch unsere psychodelische Küche,

REŃKA: normal, ein Schwergewicht auf Flügeln, als wäre es eine Taube oder ein Storch.

AŚKA: Und Reńka glotzt und auf einmal sperrt sie den Mund auf,

REŃKA: weil ich hab eine Idee, aber was für eine!

AŚKA: als wäre Reńka persönlich dieser Einstein.

REŃKA: Aśka, ab sofort werden wir schreiben: wie dieser Reich-Reinicki-Papst, über dieses mein Leben hier mit dir, ein Lied, ein Gedicht, ein Roman und ein Hörspiel obendrauf. In allen Formaten, jpg, doc, tiff, und sogar rtv, auf Papier und digital. Weil, Aśka, wenn eine Kuh fliegen kann, dann aus so einer laufenden Katastrophe wie dir kann ich doch schlagen dieses Kapital!

AŚKA: Weil Reńka die hat ein Schäden, einfach extraorbital, und ohne Reńka wäre ich verloren wie ein Kind im Nebel.

REŃKA: Und ich, Aśka, ohne dich, wie eine Polin in diesem deutschen Land.

ENDE
Das ist z. Z. die letzte Geschichte von, mit und über Metropolinnen. Schade.

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