Corona. Wir bleiben zu Hause, was in der Sommerzeit bedeutet: In Deutschland, mehr noch: In der Nähe, nicht weit… Das erinnert jeden von uns an den alten, guten Theodor Fontane.
Christine Ziegler
briefe aus dem urlaub
liebe ewa,
das war unsere heutige wanderung. bei dem vielen wasser, was vom himmel fiel, war uns wandern lieber als radeln. doch gestern war die tour auch vom feinsten. über plattenburg nach bad wilsnack, dann rüber zur elbe und über glöwen zurück zum quartier in klein-leppin.
es ist wirklich ziemlich menschenleer hier. und gefällt uns auf jeden fall sehr gut.
die plattenburg muss hier aber auch noch dokumentiert werden:
der gute herr fontane war ein bißchen systematischer als ich, der hätte schon parat gehabt, was alles in plattenburg geschehen war, seit es aufgebaut wurde. Wir haben dort ein fischbrötchen mit forelle aus den dortigen teichen genossen. die teiche sind dort nicht schon seit dem mittelalter, sondern wurden in bismarckschen zeiten angelegt.
tatsächlich kann in diesen landen so viel erzählt werden. am besten hat mir gefallen, dass frau kreckel, geborene renner, eine erbin der letzten besitzerinnen, nach der wende das schloss in lenzen an den BUND gegeben hat und dort nun ein besucherzentrum des biosphärenreservats hier an der elbe entstanden ist. www.burg-lenzen.de
also sicher ist schon mal, dass die elbe in diesem teil einen eigenen urlaub erforderlich macht.
wer alles in klein-leppin gehaust hat, seit es gebaut wurde, das wissen wir noch nicht. wir haben aber schon gemerkt, dass wir uns viel auf ehemaligen bahndämmen bewegt haben, pollo haben sie das hiesige schmalspurnetz genannt.
wir haben unseren unterschlupf in der alten mühle von klein-leppin und hier werden enthusiastinnen des denkmalschutzes noch viel zeit, energie und nerven versenken, es gibt zu tun für viele jahre. Und mensch muss lernen, nicht alle baustellen gleichzeitig wahrzunehmen und sich statt dessen dran zu freuen, was gerade wieder gerettet werden konnte.
bad wilsnack hat heute eine therme, um die menschen in die leere weite der prignitz zu locken. das ist keine schlechte sache. früher hatten sie dafür eine riesige kirche, die es heute noch gibt. doch die pilgerscharen von damals, die die wunderbluthostie sehen wollten, die wird es so schnell nicht wieder geben. aber wie du weißt, gibt es auch heute immer wieder pilger und das wegzeichen ist überall zu finden. wir könnten uns das auch mal vornehmen, oder?
noch wissen wir nicht, wohin heute die reise geht, wir könnten uns nach kyritz wenden. da können wir dann herausfinden, was es mit der knatter auf sich hat. oder gleich wikipedia fragen: kyritz trägt im volksmund den beinamen „an der knatter“. für den nebenarm knatter der jäglitz war das geräusch der früher zahlreichen knatternden wassermühlen namensgebend. heute ist die knatter verrohrt und von den fünf wassermühlen existiert nur von einer noch das gebäude. wir fahren aber trotzdem hin, auch wikipedia ersetzt nicht den eigenen blick, auch wenn es heißt mensch sieht nur, was er schon weiß. vor allem, wenn der fluss im rohr fließt …
liebe grüße
christine
ps: alle bilder sind von martin, ich hab die kamera zuhause gelassen.