Monika Wrzosek-Müller
Mit 91 Jahren ist am 4. September Giorgio Armani gestorben, gerade noch hatte er in Paris seine Haute-Couture-Show gemanagt, noch vor Kurzem hat er ein Club, ein Kultlokal „La Capannina di Franceschi“ in Forte dei Marmi in der Toskana gekauft. Überhaupt, seine Umtriebigkeit in Sachen Immobilien war fast mit seiner Liebe zum Design, zur Mode vergleichbar. Vielleicht sammelte er seine zahlreichen Domizile wie er seine Kollektionen entwarf. Für mich war er der Guru, wenn es um Mode ging. Es gab niemanden, der solche zeitlose Eleganz zelebrierte. Seine Farbpalette war immer gedeckt und trotzdem gab es die auffälligsten Kleider, die von den schönsten Frauen auf den roten Teppichen getragen wurden. Doch das war erst viel später.
Geboren wurde er in Piacenza, seine Liebe zur Mode vertiefte er im Kaufhaus Rinascente in Mailand, direkt am Dom. Die Schneiderkunst der Herrenanzüge erlernte er beim Altmeister Cerruti. Doch bald gründete er seine eigene Marke, eigene Firma. Er war in der Mode wirklich ein Revolutionär; selbst trug er als erster ein schwarzes T-Shirt zum Jackett oder gar zu einem Anzug, abgerundet mit weißen Sportschuhen. Später war auch Nachtblau seine Lieblingsfarbe. Er baute richtiges Imperium auf, entwarf nicht nur Kleidung für Männer und später auch für Frauen, nebenbei auch die Unterwäsche, sondern auch Inneneinrichtungen mit Kochutensilien, Parfüms, Schmuck, Accessoires wie z.B. Sonnenbrillen. Er besaß unzählige Immobilien, die er selbst einrichtete, darunter auch Hotels. Die Firma gliederte sich in einzelne Unternehmen, wie Emporio Armani, Armani Jeans für jüngeres Publikum, dann besagtes Armani Privé für große Anlässe, AX. Interessant ist, dass er angeblich selbst Kontrolle über sein Unternahmen besaß und Übernahmeangebote von anderen großen Modehäusern regelmäßig abgelehnte.
Ich erinnere mich, wie ich mir bedächtig, wie in einer Kirche, seine Kollektionen in Florenz in den frühen 90er Jahren anschaute und bewunderte. Die Geschäfte waren wunderschön eingerichtet mit aber unheimlich netten Verkäuferinnen, die mich immer aufforderten: „probieren sie, Madame, das kostet nichts…“. Manchmal sagten sie mir auch, wann der nächste Schlussverkauf beginnt. Sie waren in ihrer ganzen Schönheit gar nicht hochnäsig und arrogant. Ich liebte seine Stoffe, weich und manchmal durchsichtig, fein und edel. Gekauft habe ich damals ein Seidentuch, das ich immer noch habe und trage. Es umgab ihn und sein Modeimperium eine Art von Leichtigkeit, von künstlerischem Nimbus, niemand war eifersüchtig, dass er wirklich der Modezar war und unheimlichen Reichtum angesammelt hatte.
Legendär sind seine Anwesen, von denen er sieben besaß, dazu eine Luxusjacht. Das in Forte dei Marmi, war sein erstes Urlaubsdomizil, unweit von Florenz und Viareggio an der ligurischen Küste verbrachte er auch die letzten Tage mit der Familie. Doch wunderschön anzusehen ist auch ein Komplex von historischen Bauten mit Kuppeldächern aus Lavasteinen auf der Insel Pantelleria. In der Nähe von Pavia besaß er ein kleines Schlösschen, das er als Ruine kaufte und ausbauen ließ. Auch in Paris besaß er ein Appartement, wo er sich während der Modeschauen aufhielt. Dann in Saint Tropez kaufte er ein Anwesen direkt am Meer und legte einen großen Park rundherum an. In Sankt Moriz besaß er ein Ensemble aus dem 17. Jh., wo er im Winter längere Zeit verbrachte. Nicht zu vergessen verschiedene Immobilien in Mailand, die wichtigste, die ihm als sein Wohnhaus diente, in der Via Borgo Nuovo. Alle diese Häuser stattete er mit selbst entworfenen oder gekauften Möbeln aus, ließ sehr gute Architekten für sich arbeiten, ansonsten beschäftigte er ganze Armeen von kreativen Mitarbeitern.
Ich erinnere mich, dass ich in Berlin, in der Neuen Nationalgalerie 2003 eine Armani Ausstellung mit dem Titel: „Giorgio Armani – The Style of Milano“ gesehen habe. Die Ausstellung wurde von einem sehr guten Regisseur, Bob Wilson, inszeniert in Kooperation mit der S. Guggenheim Foundation. Es war eine wunderschöne Ausstellung, die Tendenzen im Armanis Schaffen zeigte, z.B. die Rolle des Smokings in der Frauenkleidung. Natürlich spielte auch die Farbpalette von Sandfarben eine Rolle. Es waren himmlisch schöne sandfarbene bis grünlich angehauchte Smoking-Anzüge für die Frauen zu sehen. Auch die Einflüsse ferner, exotischer Kulturen wie China, Indonesien, Japan oder Polynesien waren sichtbar, aber alles in der zurückgezogenen, stillen Armani Art präsentiert, mit wirklich fantastischen Kollektionen von Anzügen, Kleidern, auch denen vom roten Teppich. Es war teilweise eine Modeschau, nur wurde sie durch ausgewählte Skizzen, Modefotos und Dokumentarfilme ergänzt. Man tauchte richtig in die Armani-Welt ein. Ich erinnere mich an ein Spektakel aus Licht, Ton und Bildern und natürlich Defilees von Mannequins in schönsten Kleidern der Welt.
Jetzt ist der Mann gestorben, doch sein Werk, seine Firma wird weiter von seiner Kusine fortgeführt. Doch der große Geist wird fehlen. Ich empfinde seinen Tod als großen Verlust für unsere Welt…