Frauenblick auf…

…die Veränderungen rundherum

Monika Wrzosek-Müller

Ich fahre immer wieder nach Warthe; in ein wunderschönes Fleckchen Erde in der mittleren Uckermark. Normalerweise dauert die Fahrt nicht lang, eine Stunde und zwanzig Minuten. Leider wird seit einem Monat die B 96 in der Höhe von Nassenheide erneuert und ist ab dort gesperrt. Dass eine Fahrbahn erneuert werden muss, ist an sich normal, und irgendwann muss das auch geschehen. Vielleicht hat man dabei sogar bedacht, dass während der Sommerferien weniger Menschen die Strecke benutzen, doch es ist auch eine touristische Region, also kommen in dieser Jahreszeit sogar mehr Menschen hierher. Der Umweg über den Berliner Ring verlängert die Anfahrtszeit um ca. 40 Minuten, so dass man jetzt doch zwei Stunden braucht. Leider sind auch auf dieser Strecke Bauarbeiten im Gang (es wurde überall Split aufgetragen, um die Fahrbahn auszugleichen), die fast die ganze Umleitung begleiten und die Fahrgeschwindigkeit auf 30 km reduzieren. Das verlängert die Fahrt noch einmal beträchtlich. Noch unverständlicher für mich war aber, dass einmal die Strecke über Nassenheide plötzlich freigegeben wurde und laut GPS die alte Strecke als befahrbar erschien, obwohl die Arbeiten gar nicht beendet worden waren. Ich habe mich darauf verlassen und dann einen Horrortrip durch die Seitenstraßen im Ort Nassenheide erlebt; natürlich war es den Häuschenbesitzern in den Wohnstraßen gar nicht recht, den ganzen Verkehr in den Norden vor ihrer Nase vorbeirollen zu sehen. Natürlich haben sie auch versucht, den Verkehr zu blockieren. Es gab unschöne Szenen.

Das ärgert natürlich, doch richtig traurig macht mich das, was in unserem Dorf in der Uckermark schon seit längerem passiert.

Das Dorf Warthe liegt an einem schönen See, umgeben von wunderbaren Buchenwäldern, in denen die Pilze bei Regen nur so in die Höhe schießen. Es ist eine Oase der Ruhe, wird aber leider immer ruhiger, fast verschwindet das Leben aus der Ortschaft gänzlich. Die alte schöne Schule wurde schon vor langer Zeit aufgegeben und wartet auf einen Investor, der darin eine Pension, eine Gaststätte oder sonst etwas einrichten könnte. Die wunderbare Dorfkneipe „Drei Eichen“ ist nach dem Tod des Betreibers, Kochs und Besitzers ebenfalls geschlossen, d.h. die Räumlichkeiten sind noch verfügbar, aber leider findet sich kein Nachfolger, der die Mühen des Gasthausbetriebs auf sich nehmen wollte. Zuletzt hat auch der letzte Treffpunkt des Dorfs, nämlich die Bäckerei zugemacht, wo man manchmal Kaffee und Kuchen, Brot und Brötchen, Milch und Zeitungen kaufen konnte. Damit sind eigentlich alle öffentlichen Orte, wo das Dorfleben zur Gemeinschaft wurde, verschwunden. Selbst die Kirche, die, wie mir schien, sehr selten aufgesucht wurde, ist nur noch sporadisch zugänglich – meistens ist sie geschlossen und der Pfarrer kommt alle vier Wochen, um einen Gottesdienst abzuhalten. Wahrscheinlich, wenn man sich mehr dafür interessiert, kann man die Gemeindemitglieder in anderen Kirchen in der Umgebung sichten und vielleicht kennenlernen.

Die Dorfgemeinschaft versucht jetzt, im Sommer, durch Dorffeste den Zusammenhalt zu stärken, das ist aber auf die Sommerperiode beschränkt und schafft keine Kontinuität. So ist es nicht verwunderlich, dass die jungen Leute aus der ländlichen Region hier verschwinden.

Noch eine Veränderung, die auf dem Waldweg um den See eingetreten ist und die teilweise schon durch die Biber und durch Windböen während der Stürme der letzten Jahre vorbereitet worden ist: unheimlich viele Bäume wurden gefällt, auch alte, schöne, gesunde Buchen neben vielen Kiefern, die vielleicht auch zu eng gestanden haben. Jemand hat offensichtlich viel Holz verkauft. Der Uferweg hat sich völlig verändert, es gibt jetzt viele völlig kahle Stellen; manche Leute fragen danach was hier passiert ist. Wer hat das gemacht, erlaubt, ausgeführt? Hat es gebrannt?

Zum Glück lebt das Camp für Jugendliche im Sommer auf; es sind viele Kinder da, die ihre Sommerferien hier verbringen, im See schwimmen und im Wald herumlaufen. Sie haben auch richtig Kurse, die sie belegen können, für Malen, Fotografieren, Angeln, Schwimmkurse etc… Die Gegend eignet sich hervorragend dazu.

Doch irgendwie wäre mehr Initiative nicht schlecht.

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