Tibor Jagielski
pamięci pokolenia staszka pyjasa
twoje pokolenie
spadło ze schodów
w wieku lat 24
wczoraj
– po wielokrotnych denuncjacjach i inwigilacjach,
wiwisekcjach i ekshumacjach –
ogloszono na fesjsbuku:
było pijane
i samo sobie winne.
z cyklu: “wizje tylko lokalne”
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Michael Meinicke
Staszek Pyjas – 7. Mai 1977 – Kraków
Mit den Leuten, die alle schwarze Regenschirme halten, stehe ich vor einem alten Haus im Zentrum der Stadt und versuche, die Rede eines polnischen Studenten zu verstehen. Er steht im Hauseingang, von schwarzen Todesfahnen umgeben. Links und rechts kleine Plakate an den Wänden, vor denen Sterbelichter flackern. Als ich das Haus betrete weiß ich, dass hier Staszek das letzte Mal an unsere Welt dachte, an seine Freunde, seine Liebe, an Arbeit, an den Kampf, den er im unerwünschten Komitee zur Unterstützung der Arbeiter führte, an Hass und Freude. Vielleicht auch an sein Philologiestudium, seine Artikel im Studentenmagazin und seine Pläne für die Zukunft, die Hoffnungen auf die Schönheit unseres menschlichen Lebens – bis er über das Treppengeländer stürzte und Schädel und Herz auf den alten Fliesen zerbrachen. Ich sehe auf die Blumen dieser Stelle und auf das kleine Passfoto, auf die Totenwache einer Studentin und eines bleichen Kumpels, den ich für eine Wachsfigur halte, als sich mein Körper verkrampft. Ich denke an meine Freunde und mein Leben und das alles in unserer Welt gleich ist, auch wenn wir durch Grenze und Sprache getrennt sind. Und ich fühle den Händedruck und das mutbringende Lächeln der Polen in der soeben besuchten Totenmesse in der Dominikanerkirche. Welches Entsetzen, welche Macht, welche tödlichen Erlebnisse lassen uns unsere Liebe und Sehnsucht vergessen? Ich schäme mich, weil ich nicht schreie, weil ich lebe und liebe in dieser Finsternis, weil ich nicht mehr helfen kann. Weil ich das hier begreifen, geschehen lassen muss. Nichts ist mehr möglich, nur durchhalten, um die winzige Flamme, diesen kleinen, fast vergessenen Traum des Glücks weitertragen zu können. Es wird die Zeit kommen, wo wir nicht mehr Straßen, Plätze mit den Namen der Opfer benennen müssen. Wo es keine Denkmäler und Tafeln mit Trauerblumen an den Wänden geben wird. Alles wird dann in uns selbst existieren. Wir werden daraus bestehen. Eins sein mit unserer Hoffnung und glücklich in jeder Sekunde. Glücklich, wenn Worte wie Terror, Kampf und Sieg vergessen sind. Endlich wird uns bewusst sein, dass wir leben ohne Angst, die Zukunft verlieren zu müssen. Wir werden uns mit dem unbekannten Staszek treffen und mit allen, die Schmerz und Entsetzen in die Musik einer kommenden Gemeinschaft verwandelt haben. Einmal werden wir uns ohne inneres Grauen lieben.
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Erst nach Veröffentlichung dieses Beitrags, schickte mir Autor dieses Foto:

Beschreinung vom Autor: Foto – 1977 Kraków. Unser Treff. Links Sue, mit der ich immer befreundet bin. Rechts meine 1. Ehefrau. Unten heimlich von mir aufgenommen – sie stehen an, um Abschied zu nehmen. Hier wurde er ermordet.
