Ewa Maria Slaska
Schon lange habe ich keine Buchseite auf der Straße gefunden. Ich glaube das letzte Mal war es HIER und da es hier alles über meine andere Funde geschrieben steht, gehe ich sofort in media res.


Das Buch mit einer Seite zu erkennen war noch vor ein paar Jahren eine lange und mühsame Prozedur, die meistens mindestens einen oder mehrere Bibliothekengänge nötig hatte und manchmal auch ein Kauf des Buches, um nachzuprüfen, ob man die Rätsel richtig gelöst hatte. Jetzt ist es eine ein paar Minuten dauernde Aufgabe. Man liest die Seiten, sucht zwei, drei charakteristische Worte, schreibt sie in die Suchzeile bei Google (gar nicht bei ChatGPT) und schon ist die Lösung da. Hier reichten “Donna” und “Victor”. Ich fand das Buch, war mir aber der Einfachheit wegen gar nicht sicher, dass meine Lösung richtig ist und suchte ein Bisschen weiter. Da es aber in der Buchbeschreibung auch die Namen Adam und Sharon vorkamen, die ich meine Seiten weiter durchsuchend auch hier gefunden habe, wusste ich, dass es es richtig ist.
Übrigens, es hat gerade geregnet, die Seite war nicht nur dreckig, aber auch nass. Sie lag mittendrin einer Grasfläche in Victoria Park, gar keine Antwort suggerierend, weshalb man diese Seite aus einem Buch rausgerissen hat? Das Buch ist gar nicht so neu, was vermuten lässt, dass es aus einem Altbücherfundus stammt. Die liegen immer überall, an Haustüren, Garteneingänge, Parkbanken. Jeder vor uns hat viele so gefundene Bücher. Manchmal gibt man sie weiter, manchmal bleiben sie.
Aber weshalb reisen wir die Seiten aus. Man hätte vermuten können, dass wenn man seinen Geschäft verrichtet und kein Taschentuch parat hat, reißt man ein Seite aus einem Buch. Solche Seiten gehören natürlich nicht zum Spiel “Eine Buchseite auf der Straße gefunden”. Klar. Diesmal war es aber entschieden nicht so ein Fall. Vielleicht möchte man eine Notiz machen und sie jemanden geben, mit eigener Email oder Telefonnummer, aber es gab keine Notizen drauf. Manchmal, als viele Seiten unter einem Balkon liegen, vermutet man Kinder, die eine interessante Beschäftigung erfunden haben, einen Seitenregen zu gestalten. Oder zu beobachten, wie die Seiten langsam nach unten fallen. Aber auch das war diesmal nicht der Fall.
Keine Erklärung. Eine Seite mitten im Gras. Na dann. Muss man mehr wissen? In ein paar Sekunden findet Google das ganze Buch.

Joy Fielding, Sag Mami Goodbye, hersg. 1998
Nach der Scheidung von Victor scheint wieder Frieden in Donnas Leben einzukehren. Doch dann geschieht etwas Unfassbares: Victor verschwindet spurlos mit den beiden Kindern. Für Donna beginnt eine verzweifelte Suche nach ihren Kindern, die sie quer durch Amerika führt.
Die Originalausgabe erschien 1981 unter dem Titel »Kiss Mommy Goodbye« bei Doubleday, New York.
Erstmals 1996 im Wilhelm Goldmann Verlag auf Deutsch erschienen. Neuausgabe Februar 2020.
Joy Fielding gehört zu den unumstrittenen Spitzenautorinnen Amerikas. Seit ihrem Psychothriller »Lauf, Jane, lauf« waren alle ihre Bücher internationale Bestseller. Joy Fielding lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Toronto, Kanada, und in Palm Beach, Florida.
Hier noch eine Leseprobe: https://www.google.de/books/edition/Sag_Mami_Good_bye/NdsNlaKg080C?hl=de&gbpv=1&pg=PT4&printsec=frontcover

Kupiłam sobie tę książkę i z trudem doczytałam do połowy. Zapowiadana pogoń za porwanymi dziećmi jeszcze się nie rozpoczęła, na razie wciąż, po 10 stronach seksu, jest detaliczna opowieść o nudnych kłótniach męża i żony. Taki Knausgard, ale dla umysłów znacznie prościej utkanych.