Monika Wrzosek-Müller
No Other Land. Der Film
Vor einer Woche haben wir den Film No Other Land gesehen. Dann kam Ewas Eintrag: bissl optimistisch, die Buchvorstellung Und es wurde Licht… von Igal Avidan. Ja, es gibt Beispiele positiver Beziehungen zwischen einzelnen Israelis und einzelnen Palästinensern, aber manchmal, oder eben auch nach dem Film, bleibt einem das Bisschen Hoffnung im Hals stecken, auch wenn der Film – bis auf eine letzte Szene – kurz vor dem 7. Oktober 2023 zu Ende gedreht wurde.
Auf jeden Fall finde ich es sehr beruhigend, dass der Film jetzt in vielen Kinos gezeigt wird, obwohl „die deutsche Staatsraison“ weiter hinter Netanjahus Krieg steht, beziehungsweise Deutschland weiterhin Waffen an Israel liefert.
Der Film hat bei der letzten Berlinale in der Sektion Panorama den Preis für den besten Dokumentarfilm bekommen.
Worum geht’s im Film, wovon handelt er?
Es wird das Leben des jungen Palästinensers Basel Adra aus einen Dorf in Westjordanland, südlich von Hebron, in Masafer Yatta gezeigt. Bei Masafer Yatta handelt es sich um 19 kleine palästinensische Ortschaften, die von einem lokalen Entwicklungskomitee verwaltet wurden. Zu dem jungen Helden gesellt sich der ebenfalls junge israelische Journalist Yuval Abraham, dem das Vorgehen des israelischen Militärs ein Dorn im Auge ist. Der Film basiert hauptsächlich auf den von Adra mit seinem Handy gemachten Videos oder den Aufnahmen von dem kleinen Team; oft sieht man, wie er zu filmen versucht und dabei von den Militärs gestört wird. Denn er filmt die brutalen Momente der wiederholten Zerstörung der Häuser und der Infrastruktur in diesen Dörfern durch die israelische Armee. Ein unheimlicher Moment war für mich, als ein riesiger Betonmischer die Quelle, den Brunnen im Dorf zuschüttet. Sie vernichten auch mit schwerem Gerät Wasser- und Elektroleitungen. Irgendwann kommen auch die Aktionen der Siedler zu denen der Militärs dazu; am Ende gibt es die Szene, in der der Cousin von Adra erschossen wird.
Die Dorfbevölkerung baut die Häuser immer wieder notdürftig auf und repariert alles, denn alle wissen, dass der einzige Ausweg aus dieser Situation der Abzug nach Gaza, in die überfüllten Ghettos ist und der endgültige Verlust ihres seit Generationen bewohnten Landes.
Am besten sind die Unterschiede und die Ungerechtigkeit im Leben der Israelis und Palästinenser auf diesem kleinen Stück Boden in einem Teil aus der Rede Yuval Abrahams nach der Preisverleihung in Berlin beschrieben: „Basel und ich sind im selben Alter, ich bin Israeli, er ist Palästinenser und in zwei Tagen werden wir in ein Land zurückgehen, wo wir nicht gleichberechtigt sind. Ich lebe unter Zivilrecht, Basel unter Militärrecht. Wir leben 30 Minuten voneinander entfernt, ich habe Wahlrecht, Basel nicht. Ich habe die Freiheit hinzugehen wohin ich will, Basel ist wie Millionen anderer Palästinenser eingesperrt in den besetzten Gebieten. Diese Situation von Apartheid zwischen uns, diese Ungleichheit, sie muss enden. Und wir fragen, wie wir einen Wandel erreichen, um die Besatzung zu beenden, um eine politische Lösung zu erreichen.“
Der Film wirkt auf die Zuschauer durch Sparsamkeit der Mittel und die Direktheit der Szenen; er ist fast roh, rau und dadurch fast zärtlich (in den Szenen zwischen den beiden jungen Menschen). Der Film ist schnörkellos und durch die Unmittelbarkeit sehr eindringlich, aber so ist die Wirklichkeit.
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Von der Administratorin: Über den Film und vor allem über die politischen Kontroverse um ihn habe ich schon einmal geschrieben (HIER).
Unten – die Film-Eckdaten und -Auszeichnungen
| Titel | No Other Land |
|---|---|
| Produktionsland | Palästina, Norwegen |
| Originalsprache | Arabisch, Hebräisch, Englisch |
| Erscheinungsjahr | 2024 |
| Länge | 95 Minuten |
| Stab | |
| Regie | Basel Adra Hamdan Ballal Yuval Abraham Rachel Szor |
| Produktion | Fabien Greenberg Bård Kjøge Rønning |
| Musik | Julius Pollux Rothlaender |
| Kamera | Rachel Szor |
| Schnitt | Basel Adra Hamdan Ballal Yuval Abraham Rachel Szor |
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Auszeichnungen
Der Film wurde in eine Shortlist für den International Documentary Association Award 2024 aufgenommen. Im Folgenden eine Auswahl von Auszeichnungen und Nominierungen.

British Independent Film Awards 2024
- Nominierung als Bester internationaler Independent-Film (Basel Adra, Rachel Szor, Hamdan Ballal, Yuval Abraham, Fabrien Greenberg und Bård Kjøge Rønning)
Cinema Eye Honors Awards 2024
- Nominierung als Bester nichtfiktionaler Film
- Nominierung für die Beste Regie (Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor)
- Nominierung als Beste Produktion (Fabien Greenberg und Bård Kjøge Rønning)
- Nominierung als Bester Debütfilm (Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor)
CPH:DOX 2024
- Auszeichnung mit dem Publikumspreis
Europäischer Filmpreis 2024
- Nominierung als Bester Film
- Auszeichnung als Bester Dokumentarfilm
Gotham Awards 2024
- Auszeichnung als Bester Dokumentarfilm
IDA Awards 2024
- Auszeichnung als Bester Dokumentarfilm
- Auszeichnung mit dem Pare Lorentz Award
- Auszeichnung für die Beste Regie (Basel Adra, Hamdan Ballal, Rachel Szor und Yuval Abraham)
Independent Spirit Awards 2025
- Nominierung als Bester Dokumentarfilm
IndieLisboa 2024
- Auszeichnung mit dem Publikumspreis – Spielfilm[32]
Internationale Filmfestspiele Berlin 2024
- Berlinale Dokumentarfilmpreis
- Panorama Publikumspreis – Dokumentarfilm
National Board of Review Awards 2024
- Auszeichnung mit dem NBR Freedom of Expression Award
New York Film Critics Circle Awards 2024
- Auszeichnung als Bester nicht-fiktionaler Film
Visions du Réel 2024
- Publikumspreis im Grand Angle Competition (Basel Adra, Yuval Abraham, Hamdan Ballal und Rachel Szor)
ZagrebDox 2024
- Auszeichnung mit dem Aviteh Audience Award (Basel Adra, Yuval Abraham, Hamdan Ballal und Rachel Szor
der Europäischen Film Akademie 2024
Die Schweiz 2024
- Preis der Europäischen Film Akademie 2024 (das erste Mal in der Schweiz verliehen)
