Projektgruppe:
Elżbieta Kargol – Anna Krenz – Ewa Maria Slaska – Gisela Wenzel
Ambasada Polek e.V. / Dziewuchy Berlin
Berlin, 16.08.2024
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg
Gedenktafel-Kommission
Rathaus Schöneberg
John-F. Kennedy-Platz
10820 Berlin
Vorschlag für eine Gedenktafel
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei unserem Projekt „Frauen im Schatten der Guillotine. Polinnen im Gefängnis Plötzensee“, das wir 2023/2024 durchführten, stießen wir an eine Polin aus Berlin, Jadwiga (Hedwig) Neumann, die während des Kriegs im konspirativen Untergrund gegen Nazis tätig war. Um sie gruppierte sich eine Zahl der anderen Pol:innen, die sich ebenfalls konspirativ engagierten, u.a. Johannes Baczewski, Marian Foremski, Marianna Gąszczak und die Schwestern Przybył – Stefania und Helena, geheiratet Maćkowiak.
Sie wurden alle, wahrscheinlich von einem Spitzel verraten, inhaftiert. Nach einem Prozess wurden Marian Foremski und alle Frauen bis auf eine – Stefania Przybył, der eine spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis Moabit gelungen ist – in Plötzensee bzw. Brandenburg hingerichtet.


Hedwig Neumann, Foto vom Archiv / Bildnis gemalt von Anna Krenz
In der Kartei der Gedenkstätte Deutscher Widerstand befindet sich folgender Text:
Hedwig Neumann, geborene Kasperski, kommt am 21. September 1890 in Bickern im Kreis Gelsenkirchen als Tochter einer aus Polen zugewanderten Familie zur Welt. In Opalenitza (Opalenica) besuchte sie die deutsche Volksschule und war bis 1913 im elterlichen Haushalt tätig. Danach arbeitete sie als Eicherin bei der AEG in Berlin. 1916 heiratete sie den Bauunternehmer Max Neumann. Die Ehe blieb kinderlos und wurde 1923 geschieden. Sie engagiert sich im „Bund der Polen in Deutschland“.
Ihr Lebensunterhalt verdiente Hedwig Neumann durch Vermieten von Zimmern, zuerst in Leipzig, seit 1928 in Berlin – Schöneberg (Martin-Luther-Str. 24 / Heute: 74). Nach Kriegsbeginn nimmt sie dort viele in Not geratene Menschen polnischer Herkunft auf.
Hedwig Neumann ist eng mit Marianna Gąszczak und den Schwestern Helena Maćkowiak und Stefania Przybył befreundet. Die Frauen stehen in Kontakt zum polnischen Nachrichtendienst „Stragan“, der im Dienst der Widerstandsorganisation Związek Walki Zbrojnej (ZWZ – Verband für den Bewaffneten Kampf) steht.
Sie wird im Oktober 1942 festgenommen und in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingewiesen. Nach der Festnahme ihrer Freundinnen im Herbst 1942 wird sie nach Berlin überstellt und ist ab dem 15. Juni 1943 in der Frauenabteilung des Untersuchungsgefängnisses Berlin-Moabit inhaftiert. Am 14. Dezember 1943 wurde sie vom Volksgerichtshof wegen Spionage zum Tode verurteilt. Sie wurde am 27. Januar 1944 im Strafgefängnis Plötzensee ermordet.

Aus der Broschüre „Leben in Schöneberg / Friedenau 1933-1945“: Die polnische Minderheit in Berlin – der Freundeskreis Hedwig Neumann, GISELA WENZEL im Gespräch mit JOHANNES BACZEWSKI.
Das Haus, wo Jadwiga wohnte, in der Martin-Luther-Strasse gibt es nicht mehr, aber die Ecke, wo das Haus stand, ist nicht bebaut. Heute befindet sich hier eine kleine Grünanlage, die sehr geeignet wäre für die Aufstellung einer Gedenktafel, schrieb Gisela Wenzel in den 80ern. 2024, also nach 40 Jahren, kann man weiterhin dasselbe sagen: Diese Grünanlage ist weiterhin nicht bebaut und eignet sich hervorragend für eine frei stehende Erinnerungs-Tafel.
Wir schlagen vor hier eine Tafel für Jadwiga (Hedwig) Neumann und Anderen, zu errichten. Die Stelle ist immer noch frei und sehr dazu geeignet.
Links:
https://polkopedia.org/wiki/Hedwig_(Jadwiga)_Neumann_(DE)
https://polkopedia.org/wiki/Jadwiga_Neumann_(PL)
https://www.porta-polonica.de/pl/wojenne/berlin-plotzensee
https://www.gedenkstaette-ploetzensee.de/totenbuch/recherche/person/neumann-hedwig
https://polkopedia.org/wiki/Marianna_G%C4%85szczak_(DE)
https://www.instagram.com/p/C0w1lh9IRXy/
https://www.facebook.com/reel/328917793372320
https://polkopedia.org/wiki/Helena_Ma%C4%87kowiak_(DE)
https://polkopedia.org/wiki/Stefania_Przyby%C5%82_(DE)
Über Stefania Przybył informieren auch Anna Krenz und Ewa Maria Slaska in ihrer zusamen mit Jemek Jemowit gestalteten Teil der Ausstellung Berlin Global im Humboldt Forum: Freiheit, Gleichheit, Solidarność (es handelt sich um so genannte Freifläche; die Ausstellung ist bis Januar 2026 zu sehen):

Telefonbuch Eintrag, Berliner Telefonbuch 1940 (2. Spalte vom rechts, 4. Eintrag von unten)

Gefangenen Karte von Hedwig Neumann

Urteil (1. Seite)
