Aus der Polkopedia – Bilder & Gedichte

Bei der Polkopedia veröffentlichten wir letztens 30 Biographien von Polinnen, die während des Zweiten Weltkrieges hingerichtet worden sind. Enthauptet. Meistens für Hoch- bzw. Landesverrat, Heimtücke, Begünstigung des Feindes – dies bedeutete oft Stückchen Brot und Becher Tee. Seltener waren es andere Beschuldigungen, zum Beispiel Brandstiftung.

20 Personen, Polen* und Deutsche* schrieben über diese Frauen oder gedachten sie in anderer Weise. Es entstanden Texte, Gedichte, eine theatralische Etude, ein Theaterstück, Fotos, Videos, Bilder, Collagen, Plakate.

Diese Bilder malte Anna Krenz


Diese Gedichte schrieb Ela Kargol

Sterbeurkunde: Gertruda Świerczek

geboren:22. XII. 1921 in Bad Gottschalkowitz (Goczałkowice-Zdrój)
enthauptet:8. IX. 1944 in Berlin – Plötzensee

Sie bat um Begnadigung
Aber keiner hat zugehört.
Die Brüder an der Front
mit Eisernen Kreuzen gekennzeichnet
haben auch nicht geholfen.
Sie bat vom ganzen Herzen.
Sie bat um die Jugend
Um die Zukunft,
Um die nächsten Jahre.
Sie bat um das Leben,
Nicht um den Tod.
Und trotzdem
ließ sie sich 
mit ihren 22 Jahren 
ohne Wiederstreben auf das Fallbeilgerät legen.

Sterbeurkunde Hedwig Neumann

geboren: 21. IX 1890, in Bickern/Kreis Gelsenkirchen
enthauptet: 27. I. 1944 in Berlin-Plötzensee

Jadzia, ein Mädchen aus Opalenica
Hedwig, eine Frau aus Berlin
Großes Herz
Große Wohnung
Große Taten
Großes Urteil
Und alles im Namen
des deutschen Volkes.

Sterbeurkunde Maria Wieczorek

geboren: 4. VIII. 1886 in Radzionkau/Kreis Tarnowitz (Radzionków/Tarnowskie Góry)
enthauptet: 22. IX. 1944 in Berlin – Plötzensee

Ich packe meinen Koffer*

Der Koffer war klein.
Das Kleid schlicht und fein.
Ein Unterrock für alle Fälle,
Damit das Kleid in Form bleibt
An richtiger Stelle.
Der Büstenhalter
Sorgte für schönen Busen,
Der Kamm für die Frisur.
Alles durchdacht und gepackt
Für die letzte Himmelstour.
Unterjäckchen für die kalten Nächte.
Eine Hose, ein Hemd, ein Heft,
Handtasche, ein paar Groschen und Einkaufsbeutel.

Sie ging doch unter die Leute.
Den Mantel trug sie auf dem Arm
Als sie losging, es war noch warm.
Die Kälte kam zu ihr viel später.
Und mit der Kälte kam der Täter.

Und ihre Reise ging zu Ende.
Im fremden Ort mit kühlen Wänden.
Mit auf dem Rücken gefesselten Händen
Legte sie sich sanft für den Schlaf.
Er kam zu schnell, sie war noch wach.
Heimtückisch wurde sie bestraft.

* ein sehr populäres und beliebtes Spiel für die Kinder, nicht nur in Deutschland

Sterbeurkunde Marianna Gąszczak

geboren:28. XII. 1914 in Duisburg
enthauptet:28. IX. 1943 in Berlin – Plötzensee

Wer könnte schon ihren Namen richtig aussprechen?
Damals im Gerichtssaal?

GĄSZCZAK.
So viele Konsonanten auf eimal und noch ein nasaler Vokal.
Den Nasalvokal ließen sie verschwinden.
Damals im Gerichtssaal.

GASZCZAK.
Dann verschwand noch ein „Z“
GASCZAK:
Damals unter Guillotine.

Und alle Buchstaben waren auf einmal weg.
Und sie auch.

Sterbeurkunde Pelagia Szeffczyk

geboren 8. März 1915 in Bottrop
enthauptet 5. Oktober 1943 in Berlin-Plötzensee

Ihr Stolperstein glänzt in der Sonne.
Ihr Leben aber nicht mehr.

Der Tod kam schnell.
Wie der Meister aus Deutschland.

Er brauchte nur 7 Sekunden.
Der Tod, nicht der Meister.

Vielleicht doch der Meister.
Aus Deutschland.

Sterbeurkunde Wilhelmine Günther

geboren 18. VII. 1917 in Poznań
enthauptet 9. VI. 1944 in Berlin – Plötzensee

Die Verstorbene war nicht verheiratet.
Ihre Tochter nannte sie Maria,
Maria die Uneheliche.
Ihr Verlobter hieß Antoni,
Ihre Mutter Marianna,
Mit Doppel “n”.

Nur der Vater hieß
Friedrich Wilhelm und konnte den Namen
seiner Frau nicht richtig aussprechen.
Ein “n” hat er immer vergessen.

Sie wohnten in der falschen Straße
Beide waren Schneider.
Das war aber die Straße der Bäcker.
Nicht der Schneider.

One thought on “Aus der Polkopedia – Bilder & Gedichte

  1. Wzruszająca i jakże wartościowa jest Wasza praca, Kobiety z Polkopedii!
    Bardzo mi się podoba poniższy cytat, który interpretuję tak oto tutaj, na własny użytek :
    -podkreśla respekt dla wszystkich tamtych, młodych, odważnych wyrzuconych z życia kobiet, które przekazały ogromne pochodnie do prawdy i sensu ich krótkiego życia,
    -jest pomostem do Was, do Waszej pracy, wydobywającej właśnie pamięć o nich… z ciemności.

    -może pomóc też komuś wyjść akurat “z ciemności”,gdy poczuje się zagubiony, znajdzie proporcję do własnego problemu
    Piękna zespołowa praca, dziękuję.

    “Każdy z nas jest tu nie bez przyczyny. Wierzę w to, że jednym z powodów jest możliwość przekazywania ludziom małych pochodni, które pomogą im znaleźć wyjście, gdy zagubią się w ciemności” – Whoopi Goldberg
    (Sukcespisanyszminką, Google)

    T.Ru

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