Zdenek Svoboda
Poesie der Weihnacht
Poesie der Weihnacht
Viel Poesie der Weihnacht
Zuviel Poesie der Weihnacht
so daß wir gänzlich vergessen haben:
Ein blaugefrorenes Menschenkind
hat sich in die Hände einer Welt gelegt,
die kalt ist
wie der steinerne
feuchte
Boden des Stalles
Nachdichtung aus dem Tschechischen von Joachim Dachsel
***
Kazimiera Iłłakowiczówna
Eiapopeia
In einem Kleid, wie Wasser so blau,
durch ödes, froststarres Gelände
geht im Mondlicht Unsere Liebe Frau
und ringt und ringt die Hände.
Unterm Winterhimmel auf kahlen Wiesen
drehn flinke Winde sich barfuß im Kreis;
von Geschossen, von Feuerkugeln fielen
Kirchen und Kreuzen reihenweis.
Sie hat es gebettet unter der Schleh,
sie machte ihm eine Wiege aus Schnee.
Eiapopeia, Jesus mein…
Dem Graben hat sie es anvertraut
zwischen leeren Stauden und dürrem Kraut.
Eiapopeia, Kindelein…
Grabhügel wölben sich auf den Feldern
wie kleine Särge überall.
Die Dörfer brannten, den Himmelskönig
schützt nicht einmal ein ärmlicher Stall!
Sie hat es gebettet unter der Schleh,
sie machte ihm eine Wiege aus Schnee.
Eiapopeia, Jesus mein…
Den Winden hat sie es anvertraut
auf dem Schneekissen dort im dürren Kraut.
Eiapopeia, Kindelein…
In einem Kleid, wie Wasser so blau,
durch ödes, froststarres Gelände
geht sorgenschwer Unsere Liebe Frau
und ringt und ringt die Hände.
Nachdichtung aus dem Polnischen von Annemarie Bostroem
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Beide Gedichte wurden von Hans-Jürgen Moder ausgewählt; aus: Da kam an der Menschen Licht | Ein Buch zur Weihnacht | Union-Verlag Berlin 1983
